Undichter Salzstock
Greenpeace fordert erneut Aufgabe von Gorleben als Atomendlager
Der für die Endlagerung der Abfälle vorgesehene Bereich sei »offenbar komplett von Gaseinschlüssen durchzogen«, sagte gestern der Atomexperte der Umweltorganisation, Mathias Edler. Greenpeace beruft sich auf bislang unveröffentlichte Untersuchungsberichte der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), die jetzt im Auftrag von Greenpeace ausgewertet wurden. Edler zufolge hat die BGR in sämtlichen Gesteinsproben des betreffenden Bereichs Gas und flüssige Kohlenwasserstoffe gefunden. Sie habe auch Gasanteile von bis zu 45 Prozent nachgewiesen, die von außen in den Salzstock eingedrungen seien.
Der von Greenpeace beauftragte Geologe Ulrich Schneider kommt in seiner Studie zu dem Schluss, »dass eine sichere Lagerung hochradioaktiven Atommülls in Gorleben unmöglich ist, da der Salzstock seine notwendige Barrierefunktion gegenüber der Umwelt nicht erfüllt«. Schneider schreibt weiter, dass sich bei der Einlagerung hochradioaktiven Mülls das Salzgestein auf bis zu 200 Grad aufheizt. Dadurch dehnten sich Gase, aber auch an das Salz gebundenes Wasser aus. Die Spannungen führten zu Aufsprengungen des Gesteins, sogenannten »mikrocracks«.
Die weitverbreitete Behauptung, dass es im Salz wegen dessen plastischer Eigenschaften nicht zu offenen Klüften und Spalten kommen kann, hält der Geologe für widerlegt. Der BGR sollen diese Befunde spätestens seit dem Jahr 2002 bekannt gewesen sein. Noch heute berichte die Bundesanstalt in ihren Standortbeschreibungen nur unvollständig über die Herkunft der Gase und spiele mögliche Folgen herunter, sagte Edler. Brisant dabei: Die BGR-Berichte dienen als Grundlage für eine vom Bundesumweltministerium in Auftrag gegebene »Vorläufige Sicherheitsanalyse«, mit der die Eignung des Salzstocks nachgewiesen werden soll. Hauptauftragnehmer der Analyse, die Ende 2012 vorliegen soll, ist die BGR.
Greenpeace forderte Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) erneut auf, die Endlagerpläne in Gorleben zu stoppen und das Endlagerkonzept in Salz grundsätzlich zu überprüfen. »Es gab in der Vergangenheit Wege für das Gas in den Salzstock und damit kann es auch in Zukunft über diese Risse und Klüfte zu Wanderungen von Gas, Wasser oder Radionukliden kommen«, sagte Edler.
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