Straßenpflege: Wie beim Zahnarzt
ADAC fordert zügige Sanierung der Fahrbahnen / 150 Millionen Euro Kosten
Der ADAC hat den Senat aufgefordert, nach Jahren provisorischer Reparaturen das vernachlässigte Straßennetz der Hauptstadt endlich wieder grundlegend in Schuss zu bringen. Der Autofahrerclub verlangte von den verantwortlichen Politikern einen sofortigen Mentalitätswechsel. »Es ist wie beim Zahnarzt. Nur wer seine Zähne pflegt, hat auch Freude daran«, sagte der Sprecher des ADAC Berlin-Brandenburg, Jörg Becker, der dpa.
Von insgesamt 5700 Kilometer Straßennetz in Berlin sind nach ADAC-Einschätzung etwa 4000 Kilometer dringend sanierungsbedürftig. »In den nächsten drei Jahren müsste der Senat jährlich rund 150 Millionen Euro investieren, um hier nachhaltig Abhilfe zu schaffen«, sagte Becker. Auch die Berliner Handwerkskammer hatte kürzlich von einem Investitionsrückstand der öffentlichen Hand bei den Instandsetzungen in Höhe von 500 Millionen Euro gesprochen. Dies wäre fast doppelt so hoch wie von der Verwaltung eingestanden.
Mit Blick auf die zahllosen vom Frost verursachten Schlaglöcher sagte Becker: »Inzwischen wird bei der Sanierung nach dem Hase-und-Igel-Prinzip verfahren. Die Instandsetzungs-Trupps ziehen durch die Straßen, bessern die Schlaglöcher provisorisch mit Kaltasphalt aus, ziehen weiter und fangen nach ein paar Wochen wieder von vorne an.« Die Kosten dafür seien enorm, der langfristige Nutzen aber gleich null, kritisierte Becker.
Solange die Arbeiten laufen, bringen allerdings auch Straßensanierungen für Autofahrer Härten mit sich. Das gilt insbesondere für die Avus (A 115). Die 8,7 Kilometer lange Teilstrecke zwischen Funkturm und Spanische Allee soll vom Frühjahr an grunderneuert werden. »Um ein ernstes Verkehrschaos in der Zeit der Avus-Sperrung zu vermeiden, haben wir die Einrichtung eines attraktiven Nahverkehrs gefordert«, sagte der ADAC-Sprecher. Da jedoch gleichzeitig die S-Bahn-Brücke am Hüttenweg erneuert werde, sei damit wohl nicht mehr zu rechnen.
Harte Zeiten für Autofahrer erwartet Becker auch in der östlichen Innenstadt, wo es unter anderem bald mit dem Weiterbau der U-Bahnlinie 5 losgehen soll. Ein weiterer Dauerbrenner in der Diskussion über die Verkehrspolitik in der Stadt wird aus Sicht des ADAC in diesem Jahr der »Schilder-Salat« am Straßenrand sein. »Da jeder Bezirk unterschiedlich bei der Beschilderung vorgeht, ist nicht selten ein Professoren-Titel notwendig, um den Durchblick zu behalten«, sagte Becker. Das Nebeneinander oft widersprüchlicher Verkehrsschilder überfordere viele Autofahrer und könne gefährliche Situationen heraufbeschwören. »Mit diesem Wildwuchs am Straßenrand muss Schluss sein«, sagte Becker.
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