Optimismus an der Elbe
Reederei Hapag-Lloyd soll bis zum Sommer an die Börse
Auf dem von Grünspan bedeckten Kupferdach des Stammsitzes von Hapag-Lloyd am Ballindamm wehen die Fahnen stramm im Wind. Gute Fahrt macht das Hamburger Traditionsunternehmen, dessen Vorstandsvorsitzender, Michael Behrendt, überaus zufrieden ist mit der Entwicklung 2010. Allein von Januar bis September wurde ein operativer Gewinn von 506 Millionen Euro eingefahren. Auch wenn für das Gesamtjahr noch keine Zahlen vorliegen, spricht Behrendt vom »besten Geschäftsjahr« in der Firmengeschichte.
Davon wollen auch die Eigentümer profitieren. Der Reisekonzern TUI, der 49,8 Prozent hält, will seine Anteile noch vor Jahresmitte an die Börse bringen. Die Pläne liefen derzeit auf das zweite Kalenderquartal hinaus, ließ TUI jetzt verlauten. Die restlichen 50,2 Prozent hält das Hamburger Konsortium Albert Ballin.
Dieser Erfolg ist zum einen auf die gestiegenen Transportmengen zurückzuführen, die schneller als prognostiziert stiegen, zum anderen auf einen rigiden Sparkurs innerhalb des Unternehmens. Auf 800 Millionen Euro beziffert Behrendt die Kosteneinsparung. Dazu wurde in dem Unternehmen, das im Sommer 2009 böse Schlagseite aufwies, kaum ein Stein auf dem anderen gelassen. Auf rund 100 Millionen belaufen sich allein die freiwilligen Einsparungen im Personalbereich. Alle Mitarbeiter verzichteten auf fünf bis 20 Prozent ihres Gehalts. Verhandlungen mit Lieferanten, Charterreedereien, Bahnlinien und Speditionen brachten weitere Einsparungen. So konnten immerhin 200 Millionen Euro für die Tilgung von Schulden verwendet werden, wodurch Hapag-Lloyd nun »nur« noch mit einer Milliarde Euro bei den Banken in der Kreide steht.
Die restlichen Gewinne flossen in neue Containerschiffe der Klasse I. Die zehn Frachtergiganten, die das Hamburger Unternehmen geordert hat, können jeweils 13 200 Container an Bord nehmen. Damit setzt auch Hapag Lloyd auf größere Schiffe. Das birgt allerdings auch ein gewisses Risiko, Experten warnen vor Überkapazitäten. So hat die UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD) in einer Studie darauf aufmerksam gemacht, dass die Frachtkapazitäten 2010 um 84 Millionen Tonnen Deadweight (Gesamttragfähigkeit) zunahmen. Sie liegen nunmehr bei 1,276 Millionen Tonnen. Aufgrund des gestiegenen Frachtangebotes ist laut UNCTAD der Preisdruck enorm.
Bei Hapag-Lloyd will man hingegen gewappnet sein auf den wachsenden Bedarf angesichts an- ziehender Wirtschaft. Mit sieben bis zehn Prozent mehr Bedarf rechnet man hier, und sollte das Wachstum eine Delle bekommen, würde das Unternehmen gecharterte Tonnage eben zurückgeben. Am Ballindamm herrscht grenzenloser Optimismus.
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