Alltägliche Gewalt

  • Rainer Funke
  • Lesedauer: 1 Min.

Der Überfall auf dem Bahnhof Berlin-Lichtenberg macht betroffen. Die Aufregung über das brutale Vorgehen der Jugendlichen dürfte aber wieder einmal weitgehend in den Hintergrund drängen, dass es sich zwar um eine schlimme Gewalttat handelt, aber eben um eine von sehr vielen in Berlin. In öffentlichen Verkehrsmitteln und besonders auf Bahnhöfen kann sich der Bürger keineswegs sicher fühlen. Das war schon vor 20 Jahren so, als vor allem ältere Bürger sich abends nicht mehr auf die Straße trauten, geschweige denn in U-, S- oder Straßenbahnen.

Solche Ängste in der Stadt sind bis heute geblieben. Augenscheinlich zu Recht, wie der jüngste Fall belegt. Dabei irritieren immer wieder höchst amtliche Verkündigungen, dass Jugendgewalt stetig abnimmt. Redet man sie von Senatsseite nur schön, oder hat sie sich tatsächlich verringert, kommt aber nun umso brutaler daher?

Übergriffe hat es immer schon gegeben. Aber es ist nicht zu übersehen, dass Gewalt sich deutlich vermehrt, seit im öffentlichen Nahverkehr Videokameras eingesetzt werden, um Personal zu sparen. Die Abkehr von dieser an ökonomische Kriterien angelehnten Sicherheitsphilosophie erscheint seit geraumer Zeit überfällig. Kameras helfen, Täter zu überführen – Überfälle verhindern sie nicht.

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