War Chopin schizophren?
Wissenschaftler korrigieren überlieferte ärztliche Diagnosen
Um die Leiden und den Tod berühmter Persönlichkeiten ranken sich bis heute zahllose Legenden. Denn das mangelhafte ärztliche Wissen früherer Zeiten bot oft Anlass zu falschen Diagnosen. Mit neuen Methoden lassen sich einige dieser »Fehler« revidieren.
Ein Jahr vor seinem Tod gab der polnische Komponist Frédéric Chopin (1810-1849) in England ein Klavierkonzert. Mitten im Stück hörte er plötzlich auf zu spielen und verließ fluchtartig den Salon, da er, wie er hinterher erzählte, kleine Kreaturen aus dem Instrument habe aufsteigen sehen. Was Kollegen zunächst als künstlerische Überspanntheit deuteten, führten Ärzte später auf Depressionen und eine Schizophrenie Chopins zurück.
Die spanischen Neurologen Manuel V. Caruncho und Franciso B. Fernández widersprechen dieser Diagnose jetzt entschieden. Menschen mit Schizophrenie hätten zumeist akustische Halluzinationen, schreiben sie im Fachjournal »Medical Humanities«. Dagegen könnten die bei Chopin mehrfach aufgetretenen kurzen optischen Halluzinationen als Hinweis darauf gelten, dass der Komponist an einer Schläfenlappen-Epilepsie gelitten habe. Da diese Krankheit im 19. Jahrhundert aber noch kaum erforscht war, verwundert es nicht, dass Är...
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