Das Lied der Kältemaschine
Elfriede Jelineks »Winterreise« an den Münchner Kammerspielen, Regie: Johan Simons
Für Heiner Müller war Heimat jener Ort, an dem die Rechnungen ankommen. Heimat als Bedrängungsstätte. Die Gegend, zu der einem nur immer Flucht einfällt. Weil dort das Leben einfällt – wie ein Feind, oder aber wie ein Dach. Gegen Rechnungen, die aufgemacht werden, kann man sich nur aufmachen. Weniger auf, eher: davon.
Noch einmal davongekommen zu sein, heißt aber nur: wieder einmal chancenlos zu sein, anzukommen. Zu kommen, ja, aber immer zu kurz. Daraus entsteht eine Art, sich treu zu bleiben, die bitterer nicht sein kann: »Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh ich wieder aus.« Ewiger Kreislauf im Unbehausten, im Unguten. Schubert. Jelinek. Das Immerdar. Das sich aus dem tragischen Gegenüber von einzelnem Menschen und kollektiven Normen ergibt. Es gibt keine Brücke vom Ich zum Wir. Auf beiden Seiten schlagen zwar Herzen. Aber nur immer zurück. Krankheit, Bosheit, Mehrheit. Die Einsamkeit: Wesenheit.
»Winterreise« heißt Elfriede J...
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