Aus aljazeera.net

Der Nächste bitte

  • Lesedauer: 2 Min.

Am 2. Februar – Ägyptens Präsident Mubarak hatte gerade seinen Verzicht auf eine Wiederkandidatur für den September bekannt gegeben – publizierte aljazeera.net einen Kommentar von Sharmine Narwani: »Oppositionsgruppen und gewöhnliche Bürger in Jemen, Jordanien, Palästina, Bahrain und Algerien tragen ihre Klagen auf die Straße und verlangen Veränderungen. Aber sie drehen noch nicht voll auf. Zunächst lassen sie ihre Brüder und Schwestern in Ägypten ihre Sache beenden, so wie die Ägypter warteten, als die Tunesier sich den Sturz der 23-jährigen Diktatur unter Zine El Abidine Ben Ali vornahmen.« Es werde allseits spekuliert, welcher Autokrat als nächster dran sei, setzte die Kommentatorin fort, und: »Die arabischen Massen lernen schnell: Als die ägyptischen Sicherheitskräfte Rowdys auf die Straße schickten, um Chaos zu stiften und die Menschen gegen die Protestierenden aufzuhetzen, verbreiteten ägyptische Blogger Warnungen an die Medien und über soziale Netzwerke, dass Ben Alis Präsidentengarde das selbe ein paar Wochen zuvor versucht habe.« Es hat ihm nichts genutzt. Die als »dumpf und uninteressiert an Demokratie« geltenden arabischen Massen zeigten eine bemerkenswerte Klugheit, so Narwani: »Die arabische Bevölkerung in Nordafrika, der Levante und am Persischen Golf haben ein System des ›Warte bis du dran bist‹ entwickelt, um die skrupellosen Autokraten des Mittleren Ostens zu besiegen.«

Neun Tage später war Mubarak aus seinem Amt vertrieben. Nun also scheint es mit Gaddafi als nächsten den Herrscher eines Landes zu treffen, aus dem vor knapp drei Wochen noch gar keine Kunde über eine Revolte kam. jrs

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.