Tack: Krebspatienten gut betreut

Gesundheitsministerin sieht verbesserte Heilungschancen durch Früherkennung

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 3 Min.

In Brandenburg ist die Zahl der Krebserkrankungen »leicht ansteigend«. Wie Gesundheitsministerin Anita Tack (LINKE) gestern vor dem 2. Landes-Krebskongress in Potsdam sagte, seien 2009 rund 15 000 Neuerkrankungen festgestellt worden, im Jahr 2004 seien es rund 13 900 gewesen. Diese Entwicklung hänge auch mit dem Älterwerden der Gesellschaft zusammen, weil Krebs in der zweiten Lebenshälfte öfter ausbreche als in der ersten. Der Krebskongress soll am 25. und 26. Februar im Hasso-Plattner-Institut bei der Potsdamer Universität stattfinden.

Bernd Müller-Senftleben, Vorstandsvorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft Onkologische Versorgung, teilte bei dieser Gelegenheit mit, dass es im Bundesland zwischen 300 000 und 400 000 Krebserkrankte gibt. Vor allem das Beratungsangebot in den berlinfernen Regionen des Landes müsse verbessert werden. In Berlinnähe sei es gut ausgebaut. Im Land leben knapp 2,5 Millionen Menschen. Etwa 28 Prozent aller Todesfälle gehen auf Tumorerkrankungen zurück.

Laut Gesundheitsministerin ist positiv zu vermerken, dass 2009 bei 1600 Neuerkrankten der Krebs in einem frühen Stadium festgestellt worden sei. Das verbessere die Heilungschancen erheblich. Diese Entwicklung führte sie auf die von vielen Menschen angenommenen Vorsorgeuntersuchungen zu Darmkrebs zurück. Während seit 2008 rund 54 Prozent der brandenburgischen Frauen an der Brustkrebs-Vorsorgeuntersuchung teilgenommen hätten, liege der Wert in Bayern bei 33 Prozent.

Mit seinem Krebsregister stehe Brandenburg »bundesweit einmalig« da, so die Ministerin. Auf dem Krebskongress werde u. a. debattiert, ob die Position der Kranken gesetzlich gestärkt werden müsse. Die neuen Bundesländer haben sich laut Müller-Senftleben per Staatsvertrag verpflichtet, das zu DDR-Zeiten angelegte »sehr wertvolle« Krebsregister fortzuführen.

Der Vorstandsvorsitzende des Tumorzentrums Brandenburg, Stefan Koch, teilte mit, dass alle großen Krankenhäuser inzwischen über Leitstellen verfügten, welche die Ärzte von Kebspatienten beraten. Das betreffe die Nachsorge. Inzwischen gebe es sechs Stationen, eine weitere werde demnächst in Potsdam und in Eberswalde eingerichtet. Eine Zunahme der Krebsfälle könne auch mit einer besseren Voruntersuchung zusammenhängen, gab er zu bedenken.

Von »Überdiagnose« bei Brustkrebs kann laut Ministerin Tack keine Rede sein. Erst kürzlich verteidigte sie die vorsorgliche Entfernung auch kleinster Tumore. Die CDU-Abgeordnete Monika Schulz-Höpfner hatte in einer parlamentarischen Anfrage angegeben, dass etwa die Hälfte aller entdeckten Tumore »ohne Nutzen« für die betreffenden Frauen entfernt werden. Weil nicht gesagt werden könne, welche Entwicklung die Krebszellen nehmen, würde vorsorglich operiert. Die Gesundheitsministerin machte dagegen geltend, dass es »leider bis heute in der Medizin nicht möglich ist, einen bösartigen Tumor dahingehend zu beurteilen, wie er sich weiter entwickeln werde und wann er gegebenenfalls Metastasen ausbildet«. Deshalb sollte auch »der kleinste Tumor – bei gesicherte Diagnose – behandelt werden.«

Die Frage wurde aufgeworfen, weil seit zwei Jahren ein Brustkrebs-Screening die Früherkennung von Tumoren gestattet. Tack sagte, Brustkrebs sei der häufigste Tumor der Frau und auch jene Tumorerkrankung, welche die größte Zahl an krebsbedingten Todesfällen nach sich ziehe. Ziel der Früherkennung sei, »besonders Tumore unter einem Zentimeter zu entdecken«. In diesem Stadium sei meist noch keine Metastasenbildung eingetreten, und die Heilungschance läge bei 90 Prozent.

Aus diesem Grund hat Deutschland in den vergangenen Jahren das sogenannte Mammografie-Screening-Programm aufgebaut, um die Brustkrebs-Sterblichkeit zu senken. Dieses Screening wendet sich an Frauen im Alter zwischen 50 und 69 Jahre. In Landesteilen, deren Kliniken diese Leistung nicht anbieten – vorwiegend im Norden – stehen mobile Stationen zur Brustkrebs-Vorsorge zur Verfügung, sogenannte Mamma-Mobile. Das sind mobile, technisch hochwertig ausgestattete Röntgeneinrichtungen, die vor Ort die Röntgenuntersuchungen anbieten. Die Initiatoren nehmen sich vor, mindesten 70 Prozent aller in Frage kommenden Frauen zu einer Voruntersuchung zu bewegen.

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