Der gescheiterte Vereiniger

Die panarabischen Pläne des »Revolutionsführers« – Visionen ohne wirtschaftliche Basis

Wie immer der Machtkampf in Libyen ausgeht – die politischen Verhältnisse in dem Mittelmeerstaat werden nicht die gleichen sein wie zuvor. Der Virus der Aufstände in den arabischen Nachbarländern hat die scheinbar so sichere Machtbasis von Staatschef Gaddafi in überraschend kurzer Zeit in ihren Grundfesten erschüttert und einen Sturz sehr viel wahrscheinlicher als eine Konsolidierung gemacht.

In beiden Fällen darf angenommen werden, dass nicht allein die Machtstruktur im Lande selbst, sondern auch der geopolitische Standort des Ölexport-Riesen Libyen neu bestimmt wird, und alle Mächte, die im Mittelmeerraum Einfluss haben bzw. erstreben, werden versuchen, in Tripolis Pflöcke einzuschlagen. Das ist in den letzten vier Jahrzehnten nur wenigen gelungen, und wenn, dann nicht auf Dauer. Zu schulden ist das im wesentlichen der Politik eines Mannes: Muammar al-Gaddafi, der Libyen seit 1969 dominiert und repräsentiert hat, aber nicht Staatschef genannt werden möchte – allenfalls »Bruder Oberst«.

Das knüpft bei Gaddafis Vision vom klassenlosen Volksstaat an, seiner Variante einer grünen – islamischen – Revolution, verbunden mit einem stark nationalistisch-emanzipatorischen Anspruch. Die gedachte Nation konnte in Gaddafis Vorstellung aber allein eine vereinte arabische Nation sein. Alle seine politischen Pläne und P...


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