Männerdomänen erobert

LINKE stellt Frauen aus Chefetagen vor / Quote sinnvolles Vehikel

  • Sarah Liebigt
  • Lesedauer: 3 Min.

Spitzenpositionen: Porträts von 14 Frauen stellte die frauenpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Evrim Baba-Sommer, gemeinsam mit der Journalistin Ina Krauß am Donnerstag vor. Die Broschüre ist das Ergebnis einer Veranstaltungsreihe unter dem Motto »Wie Frauen Männerdomänen und Führungsetagen erobern«, welche von der LINKEN organisiert wurde. Die 14 Frauen arbeiten an der Spitze oder in den Führungsetagen von Verbänden und Unternehmen, wie der BVG, der BSR oder des rbb.

Insgesamt sind im unmittelbaren Landesdienst Berlin 115 885 Menschen beschäftigt, davon 59,1 Prozent Frauen. Nach weiteren Angaben des Frauensenates hat sich die Zahl der Frauen im höheren Dienst von 2000 bis 2010 von 48,4 auf 56,5 Prozent erhöht. Nach Senatsangaben ist zudem jede vierte Professur mit einer Frau besetzt.

Bundesweit ist der Anteil von Frauen in Führungspositionen dagegen gesunken, allgemein verdienen Frauen im Durchschnitt 23 Prozent weniger als Männer.

»Wir haben den Anteil weiblicher Aufsichtsratsmitglieder in den Beteiligungsunternehmen des Landes von 9,2 im Jahr 2002 auf 42,1 Prozent 2009 mehr als vervierfacht. Aufsichtsratspositionen der Anstalten öffentlichen Rechts sind mittlerweile paritätisch besetzt. Das Argument, es fehle an qualifiziertem weiblichen Führungspersonal, ist durch die Praxis tausendfach widerlegt«, sagte Frauensenator Harald Wolf am Donnerstagabend bei einem Empfang aus Anlass des 100. Jubiläums des Frauentags, den die Berliner LINKE im Abgeordnetenhaus gab. Aus diesem Grund war auch das Heft mit Porträts von Frauen in den Chefetagen Berlins veröffentlich worden.

Fast vier Jahre lang wurde diese Sammlung von Porträts vorbereitet. »Erste Ideen und Gespräche gab es bereits im Jahr 2007«, berichtete die Autorin der Schrift, die Journalistin Ina Krauß. Der Fokus auf Berliner Frauen sei ganz bewusst gewählt worden. Die 14 Frauen stünden stellvertretend für die Frauen in den Berliner Chefetagen und seien durchaus als Vorbild zu sehen, so Baba-Sommer. »Die Veranstaltungsreihe richtete sich besonders an Schülerinnen und Studentinnen«, sagte die frauenpolitische Sprecherin. »Unter den Studierenden ist der Anteil von Frauen besonders hoch, aber sie kommen oben nicht an.« In vielen von Männern dominierten Unternehmen kämen Frauen beispielsweise gar nicht erst in Frage für die Neubesetzung eines Leitungspostens, berichtete Krauß.

Das Landesgleichstellungsgesetz hat nach Ansicht der LINKEN bisher für einige Verbesserung gesorgt. Jedoch »stoßen wir vielfach an Grenzen der Gleichstellungspolitik auf Landesebene durch die Zuständigkeiten des Bundes«, kritisierte Senator Wolf. Die Gleichstellungspolitik der Bundesregierung bezeichnete er als eine des Stillstands. Freiwillige Vereinbarungen zu ausgeglichenen Beschäftigungszahlen seien nicht zielführend.

Auch Ina Krauß, die viele Gespräche mit den porträtierten Frauen führte, sieht eine gesetzlich geregelte Frauenquote als mögliches Vehikel. »Eine freiwillige Verpflichtung ist nur ein zahnloser Tiger.« Gerade bei privaten Unternehmen haben Bund und Länder keinerlei Einflussmöglichkeiten. Dort liegt die Frauenquote denn auch weit unter der der landeseigenen Unternehmen, in der Berliner Privatwirtschaft laut Baba-Sommer bei unter einem Prozent. Berlin habe im eigenen Verantwortungsbereich vorgemacht, dass mit politischer Entschlossenheit innerhalb von knapp zwei Legislaturperioden beachtliche Erfolge erzielt werden könnten, betonte Wolf.

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