Keine Victory-Zeichen mehr
Jetzt im Kino: »Kinder der Steine – Kinder der Mauer« – ein Dokumentarfilm von Robert Krieg und Monika Nolte
1989 dokumentierte der Kölner Filmemacher Robert Krieg die Folgen der ersten Intifada auf die Bevölkerung von Bethlehem und Beit Sahour in seinem Film »Intifada – Auf dem Weg nach Palästina«. Zwanzig Jahre später führte ein Schwarz-Weiß-Foto, das damals von Fotograf Ralf Emmerich am Set geschossen wurde, ihn noch einmal an den Schauplatz seines ersten Films zurück. Sechs Jungen balgen sich da in einer Altstadtgasse von Bethlehem um den besten Platz vor der Linse – und formen mit das V-Zeichen für Victory, Sieg. Wie es gut zwei Jahrzehnte später mit diesem erhofften Sieg aussieht, ist Gegenstand von Robert Kriegs zweitem Film über das Leben im Westjordanland.
Was Krieg und sein Kameramann Peter Petrides damals einfingen, waren Bilder von Menschen, die sich an Tränengasangriffe beim Marktbesuch gewöhnt hatten, weil sie sich daran gewöhnen mussten. Es waren Geschichten von Toten und Verletzten auf palästinensischer Seite, von israelischer Armeewillkür, von palästinensischen Vätern, denen ihre rebellierenden Söhne das Steinewerfen voraus hatten. Von Geschäften, die als Teil eines anti-israelischen Steuerboykotts mittags die Ladentüren schlossen und funktionierenden Strukturen heimlicher Selbstversorgung – mit Milch, Gemüse, Schreinereiprodukten –, die den Effekt der israelischen Blockadepolitik abmildern halfen.
Zwei Jahrzehnte später sind aus den Jungen auf dem Foto Familienväter geworden. Sie haben sich ein bisschen aus den Augen verloren, fühlen sich aber immer noch »wie Brüder«. Freuen sich über die Gelegenheit, ihre Erfahrungen auszutauschen – und werden am Ende feststell...
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