Selbstherrlichkeiten
Dimiter Gotscheff inszeniert Sophokles' »Antigone« in Hamburg
Vom Bühnenhimmel fallen aufreizend gleichförmig Seifenblasen, ganze zwei Stunden lang. Es ist, als ob es schneit – und doch sind diese weißen Blasen eine Spur zu groß, um noch natürlich zu wirken. Ihre schwebende Leichtigkeit hat etwas Beunruhigendes, Gefahr Verheißendes, denn wenn sie auf den Boden angelangt sind, dann verpuffen sie, es raucht wie nach einer Explosion. Ein monströses Zugleich von gegensätzlichen Aggregatzuständen ist da zu besichtigen. Bleibt von all den Kämpfen der Geschichte nichts als flüssiger Staub?
Vor einem Jahr hatte Dimiter Gotscheff hier am Thalia Theater in Hamburg bereits von Sophokles »Ödipus, Tyrann« inszeniert, in der Fassung von Heiner Müller. Nun also »Antigone« in der Bearbeitung von Brecht. Man könnte annehmen, dass der Weg von Müller zu Brecht für Gotscheff auch ein Heimweg sein könnte – über die intellektuellen Bruchstellen hinaus, die aus dem Selbstaufklärer Ödipus einen Selbstzerstör...
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