»Die Streikwaffe wird stumpf«

Der Wirtschaftswissenschafter Jens Bastian sieht die Generalstreiks in Griechenland in einer Sackgasse

In Griechenland haben Arbeitnehmer durch die Krise bis zu 20 Prozent ihres Einkommens verloren. Gleichzeitig steigen die Preise. Zum elften Mal seit Einführung der ersten Sparmaßnahmen vor gut einem Jahr legte vergangene Woche ein Generalstreik das öffentliche Leben lahm. Was haben die Gewerkschaften erreicht? Darüber sprach ND-Mitarbeiter Martin Lejeune mit dem Makroökonom Jens Bastian von der Griechischen Stiftung für Europäische Politik (ELIAMEP) in Athen.

Jens Bastian
Jens Bastian

ND: Sind die griechischen Gewerkschaften eher gestärkt oder geschwächt aus dem Generalstreik im Februar herausgekommen?
Bastian: Die Teilnehmerzahlen haben die Erwartungen der Gewerkschaften nicht erfüllt. Es haben sich nur zwischen 20 000 und 30 000 Menschen beteiligt, darunter Arbeiter, Familien, Schüler, Studenten – also ein breites Spektrum der Gesellschaft. Im vergangenen Jahr gab es Anfang Mai beispielsweise einen Generalstreik mit über 100 000 Personen.

Welche Gründen sehen Sie für die Stagnation?
Es gibt einen Gewöhnungseffekt. Die Menschen sind frustriert, desillusioniert und verängstigt. Sie suchen mittlerweile nicht mehr nur nach Ausdrucksformen des Protestes, sondern nach alternativen Lösungsansätzen. Die Gewerkschaften müssen sich fragen, ob Streik noch das angemessene Mittel ist und ob es sich nicht abnutzt. Allein in 2010 gab es fünf Generalstreiks. Da fahren die Busse und die Metro nicht, sind die Apotheken geschl...


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