Berichte statt Zensuren
Rheinland-Pfalz: Grüne wollen Noten abschaffen
Mainz (dpa/ND). Die rheinland-pfälzischen Grünen wollen langfristig die herkömmlichen Schulnoten abschaffen und setzen dafür auf individuelle Entwicklungsberichte. »Wir wollen das modellhaft ausprobieren und schauen, ob es klappt«, sagte Landesvorstandssprecherin Eveline Lemke drei Wochen vor der Landtagswahl in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa in Mainz. Es handele sich um ein Fernziel – zunächst sollten die Schüler die traditionellen Noten und neuen Entwicklungsberichte parallel bekommen. In den Grundschulen gibt es bereits derartige Beschreibungen des Leistungsstands.
Landesvorstandssprecher Daniel Köbler ergänzte: »Noten alleine sagen wenig aus, weil sie die Ausgangsposition nicht berücksichtigen. Die Fußball-Bundesligisten Mainz 05 und Bayern München zum Beispiel sind in der Tabelle nahe beieinander, obwohl jeder von ganz woanders herkommt.«
Schüler brauchten neben mehr individueller Förderung auch mehr differenzierte Leistungsbewertungen, sagt Köbler. »Viele Universitäten wären froh über diese Informationen, denn nur das Erreichen des Numerus clausus reicht ihnen nicht zur Beurteilung der Bewerber. Zu fragen wäre auch, warum Kita-Erzieherinnen ohne Hochschulstudium Entwicklungsdiagnosen erstellen und die studierten Lehrer höherer Klassen nicht?«
Zuviel Mehrarbeit für Pädagogen befürchten die Grünen nicht: »Die Klassen müssen sowieso kleiner werden«, betonte Lemke. Das sei eine realistische Forderung, da die Schülerzahlen im Zuge des demografischen Wandels ohnehin zurückgingen. »Wenn die Lehrer Entwicklungsberichte schreiben müssen, werden sie auch die Schüler noch besser beobachten.«
Dabei sollten die Berichte nicht einfach mit Textbausteinen wie in Arbeitszeugnissen zusammengesetzt, sondern individuell und gründlich erstellt werden, sagte die grüne Politikerin. In Rheinland-Pfalz wird am 27. März ein neuer Landtag gewählt.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.