Streiks im Bahnverkehr in ganz Deutschland
Lokführergewerkschaft GDL blies zum Ausstand im Güter- und Personenverkehr / Stimmung zwischen Tarifparteien frostig
Frankfurt am Main (dpa/ND-Meyer). Der Tarifkampf der Lokführer wird schärfer. Die Lokführergewerkschaft GDL bestreikte von Mittwochabend an den Güterverkehr in Deutschland. Der Ausstand sollte um 20 Uhr beginnen, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) in Frankfurt.
Ein paar Stunden später, Donnerstagmorgen um 4 Uhr, sollten auch die Lokführer im Personenverkehr die Arbeit niederlegen. Die Streiks sollten nach GDL-Ankündigung heute um 10 Uhr beendet sein. In den vergangenen Wochen hatte es bereits drei Warnstreiks gegeben, hunderttausende Bahnreisende waren davon betroffen.
Die GDL kämpft für einen bundesweiten Flächentarifvertrag für die etwa 20 000 Lokführer bei der Deutschen Bahn (DB) und weitere rund 6000 Lokführer bei der DB-Konkurrenz – darunter die sechs großen DB-Wettbewerber (G 6) Abellio, Arriva, Benex, Keolis, Veolia und Hessische Landesbahn. Bei einer Urabstimmung der Gewerkschaft hatten sich Anfang der Woche über 90 Prozent für unbefristete Streiks ausgesprochen.
Im Fokus bei diesem Streik steht der DB-Güterverkehr. Die Industrie bereitete sich bereits auf mehr Transporte per Lastwagen vor. Mit den vier großen Privatunternehmen im Schienengüterverkehr steht am heutigen Donnerstag eine weitere Verhandlungsrunde an, die zum Abschluss eines Tarifvertrages führen könnte. Der Schwerpunkt des Streiks sollte nach GDL-Angaben in Ostdeutschland liegen. Hier kann die Gewerkschaft mehr Wirkung entfalten. Im Westen sind viele DB-Lokführer Beamte und dürfen nicht streiken.
Inwiefern die Aktionen im Güterverkehr auch indirekt Personenzüge stoppen, hängt von der Streiktaktik der GDL ab. Verlassen die Züge erst gar nicht die Rangierbahnhöfe, dürfte es kaum Auswirkungen geben. Stoppen Züge aber auf der Strecke oder unterwegs an Stationen, könnten sie die Gleise auch für Personenzüge blockieren. »Wir werden keine Züge auf freier Strecke stehen lassen«, sagte der stellvertretende GDL-Bezirksvorsitzende Berlin-Sachsen-Brandenburg, Klaus-Peter Schölzke, der dpa. Sie sollten in Knotenbahnhöfe gefahren werden. In der Hauptstadtregion waren demnach in den Güterverkehrszentren Wustermark (Havelland) und Großbeeren (Teltow-Fläming) sowie im Rangierbahnhof Seddin Aktionen zu erwarten.
Die Stimmung zwischen den Tarifparteien wird mit jedem Streik schlechter. Der Arbeitskampf der GDL werde immer absurder, hieß es in einer Mitteilung der DB. Dort findet man es unverständlich, dass die GDL die Deutsche Bahn bestreike, um Verbesserungen bei deren privaten Konkurrenten zu erreichen. Das Gesprächsangebot der Bahn gelte weiter.
Die GDL konterte erneut, das Angebot der DB sei bei Weitem nicht ausreichend. Es würde Entgelteinbußen von bis zu 100 Euro bei 90 Prozent der Lokführer bedeuten. Die G 6 lehnen bislang jede Verhandlung um den Lokführertarifvertrag ab. Sie wollen, dass die GDL dem mit der DGB-Eisenbahnergewerkschaft EVG abgeschlossenen Branchentarifvertrag betritt. Das wiederum ist für die GDL nicht vorstellbar. Nach ihrer Ansicht liegt der EVG-Vertrag unter dem bestehenden Tarifniveau.
Bereits 2007 hatte die GDL im Zuge des Tarifkampfes um einen eigenen Tarifvertrag bei der Deutschen Bahn auch Frachttransporte bestreikt. Bei einem 42-Stunden-Ausstand war damals der Güterverkehr in Ostdeutschland fast komplett zum Erliegen gekommen.
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