Ein Matt aus dem Lehrbuch – aber nicht echt

ER HAT'S EINFACH MAL PROBIERT: Beim Stöbern in Schacharchiven deckte Stephan Maaß einen großen Schwindel auf

Guttenberg ist überall: Sogar im Schach, wo die Aktionen doch deutlich sichtbar ablaufen und exakt nachrechenbar dokumentiert werden, kann geschummelt werden. Einem Riesenschwindel um einen der berühmtesten Partieschlüsse der Geschichte ist ein 45-jähriger Bio- und Mathelehrer auf die Spur gekommen. Mit dem in Hamburg wohnenden Berliner STEPHAN MAAß, der das legendäre, seit dem 18. Jahrhundert durch Lehrbücher geisternde »Matt des Legall« überprüft hat, sprach RENÉ GRALLA.

ND: Das »Matt des Legall« ist benannt nach seinem Erfinder, Legall de Kermeur, der von 1702 bis 1792 lebte und Profispieler war. Der Mann hat sich mit einem verwegenen Damenopfer in den Geschichtsbüchern verewigt. In Wirklichkeit soll es nun aber weit weniger elegant gewesen sein?
Maaß: In der realen Partie, die seinerzeit im Pariser Café de la Régence ausgetragen worden ist, hat Legall seine Königin zum Schlagen angeboten. Aber wäre der Gegner, ein gewisser Saint Brie, nicht zu gierig gewesen und hätte sich, statt nach der stärksten Figur zu schnappen, mit einem schwächeren Springer begnügt – der stand nämlich auch en prise –, dann hätte Legall das Duell verloren.

Ein Makel, der dem zeitgenössischen Autoren nicht gepasst hat.
Die Grundidee von Legall ist frappierend. Um so ärgerlicher ist, dass die Kombination nicht zwingend ist, sondern ein fatales Loch au...


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