Gute Erfahrungen mit dem Pinkelholz

Auftakt des Prozesses gegen den ehemaligen Vorsitzenden des Berliner Tierschutzvereins

  • Peter Kirschey
  • Lesedauer: 3 Min.

Eine schier unendliche Liste: Spaten, Wetterschutzjacke, Stoffteddy, Motorsense, Wandleuchter, Stichsäge, Schnellkleber, Geschirr, Laubbläser, Kochpatte und vieles mehr. All diese Gerätschaften spielen eine Rolle in einem Prozess gegen den einstigen Vorsitzenden des Berliner Tierschutzvereins, Volker Wenk. Der 72-Jährige, seine Frau und zwei weitere ehemalige Mitarbeiter sollen den Verein, der auch Europas größtes Tierheim im Berliner Ortsteil Falkenberg betreibt, durch Fälschung und Manipulation um satte 126 191 Euro erleichtert haben. Mit rund 300 fingierten Rechnungen soll der ehemalige Tierschutzchef zwischen 1999 und 2004 aus dem Verein einen Selbstbedienungsladen gemacht haben.

Fast sieben Jahre benötigte die Staatsanwaltschaft, um alle Belege zusammenzutragen, Zeugen zu hören und die Unterlagen zu überprüfen. Jetzt nun, wo die Erinnerungen an das Geschehen von damals verblasst sind, der Prozess.

Oft und gern speiste Wenk laut Anklage in Restaurants. Die Rechnungen landeten beim Tierschutzverein. Dann stehen Zahlungen von Urlaubsgeld zu Buche. Zweimal runde 10 000 Euro. Dazu hatte er jedoch keinerlei Berechtigung. Seiner 2. Vorsitzenden soll er ein Darlehen über 9500 Euro gegeben haben, obwohl klar war, dass die Frau das Geld niemals zurückzahlen konnte. Und schließlich erhöhte er eigenmächtig den Lohn eines Mitarbeiters auf 2500 Euro. Die Rechnungen von Einkäufen in Baumärkten, bei IKEA, aus Restaurantbesuchen, Geburtstagsfeiern oder Dienstreisen, lagen zwischen 17 und 4000 Euro. Das läppert sich zusammen.

Während Wenk am ersten Verhandlungstag keine Angaben machte, liefert Rechtsanwalt Johannes Eisenberg für seine Mandantin, die Ehefrau des Angeklagten, eine Show, um das Verfahren ad absurdum zu führen. Da wäre der Posten 275 der Anklage. Da wurde ein Steiff-Teddy für 80 Euro angeschafft. Zufällig landete die Rechnung auf dem Vereinsschreibtisch und wurde faktisch doppelt bezahlt und doppelt geliefert. Einmal für den Verein und einmal für die Familie. Der Verein hat nur einen bezahlt. Dann zeigt Eisenberg Bilder von den »privaten Feiern« auf Kosten des Vereins. Frauen mit Latzhose, Frauen ohne Latzhose, Mitarbeiter, Tierärzte, Kartoffelsalat, Essen aus Wärmebehältern – keine private Fete sondern schlichte Betriebsfeiern. Oder Posten 47, Reisekostenabrechnungen. Tatsächlich habe seine Mandantin andere Tierheime besucht und dabei Erfahrungen gesammelt. Die Reise war notwendig und hätte zur Bereicherung des Tierschutzes geführt. Da ist zum Beispiel das Pinkelholz. Berliner Naturschützer hätten Beschwerde geführt, dass Hunde immer an Obstbäumen pinkelten und die zarten Pflänzlein dadurch elend verenden würden. Deshalb, eine Erfahrung der Reise, habe man neben den Bäumen Hölzer in die Erde gerammt – Pinkelholz. Die Hunde nutzten das Holz. Somit habe seine Mandantin einen wertvollen Beitrag zum Schutz der Bäume geleistet.

Angesichts solcher knallharter Argumente dürfte es der Anklage schwer fallen, die Unregelmäßigkeiten der Wenk-Familie nachzuweisen.

Tierheim Berlin

Foto: dpa/Steffen Kugler

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