Abgehängt 2.0

Martin Kröger zu neuen CDU-Wahlkampfmanövern

  • Lesedauer: 2 Min.

»Mit Henkel« steht es schwarz auf weiß auf dem Henkel der Wahlkampftassen, die der CDU-Spitzenkandidat Frank Henkel derzeit in der Stadt verteilen lässt. Das entspricht durchaus dem Niveau, das man von der Hauptstadt-Union erwartet: Der Slogan ist sogar so banal, dass man fast ein wenig Mitleid bekommt. Schließlich hat die Hauptstadt-Union ihre besten Zeiten lange hinter sich.

Damals zum Ende des 20. Jahrhunderts, lange vor dem Web 2.0, war sie noch Spitzenkraft in Berlin. Werte um die und über 40 Prozent waren bei Abgeordnetenhauswahlen völlig normal. Dann kamen Banken-Crash, Frank Steffel und andere Katastrophen. Und innerlich war die Union derart zerstritten, dass nach Friedbert Pflüger niemand mehr aus der Bundespolitik bereit war, das Ruder im Berliner Landesverband der Union zu übernehmen. Die Steigerung »Freund-Feind-Parteifreund« hatte in Berlin bei der CDU einen besonderen Geschmack. Doch auch das ist wieder Geschichte. Denn der-mit-dem-Henkel hat die Partei wieder geeint. Jüngst feierten ihn seine Anhänger dafür bei einem Parteitag schon wie den sicheren Sieger. Ziemlich realitätsfern, dümpelt die Union doch in den berlinweiten Umfragen gerade mal bei 20 Prozent.

Ob aus diesem Tief nun der Schritt ins Web 2.0 der Rettungsanker ist? Bürgerbeteiligung im Internet klingt zwar nett. Inhalte mitbestimmen selbstverständlich auch. Doch der Union haftet seit der Jahrtausendwende in Berlin auch ein Loser-Image an. Abgehängt 2.0 sozusagen. Mit oder ohne Henkel wird man das auch mit einem bisschen Webpräsenz nicht von heute auf morgen los.

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