Macht des Zufalls oder böser Gott?

PHILIP ROTH zeigt sich in »Nemesis« sehr unterkühlt und ziemlich weise

  • Reiner Oschmann
  • Lesedauer: ca. 3.5 Min.

Nach zwei eher enttäuschenden Büchern (2010: »Die Demütigung«, 2009: »Empörung«) ist Philip Roths jüngster Roman »Nemesis« wieder das Werk eines Meisters. Wieder ein eher kleines Buch und anders als »Der menschliche Makel«, »Sabbaths Theater« oder »Amerikanisches Idyll« keine Geschichte, die verschlungen der Gleichung von Leben und Kunst nachspürt, ist »Nemesis« bis zur Schmucklosigkeit »geradezu« und trotzdem weise.

Roth (im März 78) beschreibt darin den Ausbruch einer Polio-Epidemie im Weltkriegssommer 1944 in dem jüdischen Stadtviertel von Newark (New Jersey), wo der Autor selbst aufwuchs und das schon oft Schauplatz seiner Bücher war. Im Mittelpunkt steht der 23-jährige Sportlehrer Eugene (»Bucky«) Cantor. Seine extreme Kurzsichtigkeit vereitelt den erhofften Kriegseinsatz in Europa oder Asien. Er schämt sich stets neu, in Zivil durch die Straßen zu gehen, während seine Studienkameraden an der Front sind, er schämt sich bei den ...


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