Säulen und Stuck

GORAN PETROVIC beschwört das untergegangene Belgrad

  • Uwe Stolzmann
  • Lesedauer: ca. 4.0 Min.

Woran denkt man, wenn das Wort »Belgrad« fällt? An ein Kraftfeld mit erschreckender Sogwirkung. An die Buntheit Jugoslawiens. Oder an ein langes blutiges Jahrhundert: Balkankriege, Weltkriege, Bruderkriege. Ein Königsmord (1903) und der Mord an einem Premier (2003). Größenwahn und Genozid, Miloševic und die Mafia. Man weiß von den Bomben, die auf die Stadt gefallen sind, immer wieder, zuletzt waren es NATO-Bomben. Man denkt sich die Stadt mit Lücken, eine Stadt aus Verlust und Verweigerung.

Er lebt in dieser Stadt – der Erzähler Goran Petrovic, geboren 1961. Ein Roman von 2000 wurde daheim zum Bestseller. Jetzt gibt's das Buch auf Deutsch, ein Märchen vor Belgrader Kulisse und ein Plädoyer für eine bedrohte Kulturleistung – die Fähigkeit zu kontemplativer Lektüre. Sie lesen – Kennen Sie das? – einen Text zeitgleich mit einem nahen Menschen, lesen dieselbe Passage (Verliebte tun dies bisweilen), schon haben Sie das Gefühl, Sie würden...


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