Empörung

TRAKTAT DER UNZUFRIEDENHEIT

Ein sozialdemokratischer Amerikaner – das klingt in unseren Ohren wie eine Contradictio in Adjecto. Wenn man aber Tony Judt zuhört, wird schnell klar, dass eine solche Philippika gegen den Markt und ein derartiges Plädoyer für das Ideal der Gleichheit wie »Dem Land geht es schlecht« nur vor der Kontrastkulisse der Wall Street und einer dem Staat zutiefst skeptisch gegenüberstehenden Gesellschaft geschrieben werden konnten. Mit dem Titel seines letzten Buches sind zu allererst die Vereinigten Staaten gemeint. Aber Judt, der im August vergangenen Jahres starb, führte die Auseinandersetzung mit den Kräften in aller Welt, die dem Egoismus, dem Wettbewerb und einem nur pekuniär verstandenen Wohlstandsbegriff das Wort reden. Er stellte die soziale Frage neu, holte moralische Werte in die politische Diskussion zurück, wies dem Staat die öffentlichen Aufgaben zu, die für die Daseinsfürsorge aller, für die Verringerung der Ungleichheit, für die...


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