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Zeitgeschichte, satirisch
Ralf Eggers über den deutschen Dichter Nesselkönig – falls es ihn gab
Romane können ihr Erzählen im Kinderzimmer beginnen (Aufarbeiten der bösen Kindheit), im Büro (moderner Angestellten-Roman), im Keller (Thriller), im Krankenhaus (schmerzvolle Lebensbilanz). Es gibt noch andere Möglichkeiten. Einen Roman aber 1953 auf der Straße von Berlin nach Bruchmühle beginnen zu lassen, mit einem Geheimdienstmann und Johannes R. Becher, dem ersten DDR-Kulturminister, in der Staatskarosse, die ausgeschickt sind, Victor Nesselkönig nach seiner späten Rückkehr aus dem sowjetischen Exil abzuholen, nein: zu empfangen, das ist ein kühner Roman-Anfang.
So beginnt Ralf Eggers' erster Roman »Nesselkönig«: Becher, der Minister und Dichter der DDR-Nationalhymne, knirscht mit den Zähnen, denn er weiß, dass er mit Nesselkönig seinen eigenen Konkurrenten lächelnd ans Herz drücken muss. Ihm reicht Brecht schon. Dabei war mit Nesselkönigs Rückkehr in die DDR gar nicht zu rechnen, denn der große Schriftsteller, der 1938 von Mos...
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