Mobbing-Seite kommt auf den Index
Bundesfamilienministerin reagiert damit auf Übergriffe nach Internethetze in Berlin
(dpa). Die Mobbing-Internetseite isharegossip.com kommt auf den Index der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BpjM). Dies kündigte Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) am Donnerstag in Berlin an. Die Gerüchte-Seite war in den vergangenen Tagen mit öffentlichen Hetzbeiträgen und derben Beleidigungen gegen Jugendliche in die Schlagzeilen geraten. Dadurch wird die Suche nach den Seiten, auf denen Nutzer anonym über andere herziehen, erschwert.
Internetseiten, die von der Bundesprüfstelle indiziert werden, können auf den deutschen Versionen der einschlägigen Suchmaschinen wie Google, Bing oder Yahoo nicht mehr ohne Weiteres gefunden werden. Die sechs größten Suchmaschinen in Deutschland hatten sich 2007 in einer freiwilligen Selbstverpflichtung bereiterklärt, die von der Behörde indizierten Seiten nicht mehr in den Suchergebnislisten anzuzeigen. Allerdings kann die technische Filterung noch mehrere Tage in Anspruch nehmen. Bis nächsten Dienstag sollten alle Maßnahmen umgesetzt sein, teilte das Familienministerium mit. Bei der Freiwilligen Selbstkontrolle der Multimedia-Dienstanbieter hieß es jedoch, die Filterliste werde lediglich einmal im Monat aktualisiert. Das nächste Mal werde dies erst Mitte April wieder der Fall sein.
Das Internetportal ruft unter dem Motto »100 Prozent anonym an deiner Schule, Universität oder Arbeitsplatz lästern« dazu auf, Gruppen zum Beispiel für Schulen oder Ausbildungszentren zu gründen und darin anonym Gerüchte zu verbreiten. Viele nutzten die Seite bisher aber vor allem, um andere Jugendliche teils unter Klarnamen zu beschimpfen. Zuletzt war die Plattform nach der Prügelattacke auf einen 17-Jährigen in Berlin in die Schlagzeilen geraten. Er wollte mit einigen Mädchen sprechen, die seine Freundin in dem Portal angefeindet hatten. Daraufhin war er von einer Gruppe von 20 Jugendlichen zusammengeschlagen worden. Seit Ende Januar ermittelt bereits die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main gegen den Betreiber. Doch bisher sei es dem Betreiber gelungen, anonym zu bleiben, erklärte Oberstaatsanwalt Günter Wittig.
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.