Gedenkort Columbia-Haus
Informationspfad soll auf dem Tempelhofer Feld an KZ und Zwangsarbeiterlager erinnern
Bei der Neugestaltung des Tempelhofer Feldes soll auch an die düsteren Kapitel des Areals erinnert werden: das Konzentrationslager Columbia-Haus und das Zwangsarbeiterlager. Noch im Frühjahr werde das Areal am Columbiadamm zugänglich gemacht, kündigte Manfred Kühne von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung gestern im Stadtentwicklungsausschuss an. Zunächst soll eine Informationstafel an das KZ erinnern, als Ausgangsort für einen Geschichtspfad, der hier in den nächsten Jahren entstehen soll.
Bereits seit 1993 gíbt es ein Denkmal für die KZ-Opfer, das sich aber gegenüber dem einstigen Flughafengelände am Columbiadamm befindet. An das KZ, das 1938 wegen des Flughafen-Neubaus abgerissen wurde, erinnert heute nur noch ein Erdhügel, die Westalliierten setzten später ihren Funküberwachungsturm daneben. Ob das Denkmal an den authentischen Ort versetzt wird, ist noch unklar, genauso wie die weitere Gestaltung des Rundwegs und die Einbeziehung noch vorhandener Baureste. Damit beschäftigt sich unter der Federführung der Senatsverwaltungen für Stadtentwicklung und Kultur eine Expertengruppe, zu der auch Vertreter der Stiftung Topographie des Terrors, der Gedenkstätte Deutscher Widerstand und das Alliiertenmuseum gehören.
In Berlins einzigem KZ waren bis 1936 an die 10 000 politische Häftlinge eingekerkert, darunter Kommunisten wie Ernst Thälmann, Werner Seelenbinder, Erich Honecker oder der Rabbiner und Präsident der Reichsvertretung der Juden, Leo Baeck. Spätere Kommandanten u.a. der Konzentrationslager Auschwitz, Buchenwald, Flossenbürg, Ravensbrück, Majdanek taten hier Dienst.
Nach der Verlagerung des Konzentrationslagers nach Sachsenhausen entstanden auf dem Gelände mehrere Zwangsarbeiterlager. Die Baracken reihten sich am nördlichen Rand des Flughafens entlang des Columbiadamms bis fast zur heutigen Sehitlik-Moschee. Bis zum Kriegsende mussten hier Tausende Menschen aus ganz Europa für die Luftrüstungsindustrie schuften und insbesondere Sturzkampfbomber montieren. Nach Ende des Krieges waren die meisten verhungert oder erfroren.
An Stelle der Lager befinden sich heute Sportplätze und ein Heizkraftwerk. Man wolle die nicht mehr sichtbaren Orte nachvollziehbar machen und erkunden, was noch im Boden ist, so Manfred Kühne. Dann werde man sehen, wie mit diesen Spuren umgegangen werden kann. Einig sei sich die Expertengruppe, dass keine neue Gedenkstätte entstehen soll. Gedacht ist eher an einen Erinnerungsparcours ähnlich der »Geschichtsmeile Wilhelmstraße«. Der soll auch an die anderen historischen Schichten wie den preußischen Militär- und Kasernenstandort und die Luftbrücke erinnern und mit dem Umfeld vernetzt werden, etwa dem Gedenkpfad Papestraße.
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