Virusinfekt tötete Knut
Eisbär wird nicht geklont, soll aber ins Museum
(ND/Agenturen). Knut wird nicht geklont. Mit der gestrigen Meldung hat sich die ND Redaktion einen Aprilscherz erlaubt, wie tierliebe Leser natürlich sofort bemerkten. Kein Scherz ist hingegen, dass Knut zum Ausstellungsstück werden soll. Das bestätigte der Zoologische Garten am Freitag auf seiner Pressekonferenz, auf der er gemeinsam mit dem Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) neueste Erkenntnisse zu den Todesumständen des beliebten Eisbären mitteilte. Die Ursache ist nun weitgehend klar: Knut litt an einer Virus-Infektion. Diese führte über mehrere Wochen zu entzündlichen Zerstörungen im Gehirn des Tieres. Auch Teile des Rückenmarks waren betroffen. Nach dem Zusammenbruch und dem Sturz ins Wasser ist Knut vor zwei Wochen im Zoologischen Garten ertrunken.
IZW-Pathologin Claudia Szentiks machte deutlich, dass der erst vier Jahre alte Knut keine Überlebenschance gehabt habe. Die Entzündung sei zu massiv gewesen. Nach dem Erreger der Virusinfektion werde noch gesucht. Zoo-Direktor Bernhard Blaszkiewitz sagte, es gebe keine Anzeichen für eine Virus-Erkrankung der drei Bärinnen im Zoo, mit denen Knut zuletzt zusammengelebt hatte. Der Tierpathologe Achim Gruber von der Freien Universität schloss allerdings nicht aus, dass auch andere Eisbären die Entzündung in sich tragen könnten. Institutschef Hofer erklärte, Wildtiere könnten eine Menge Leid ertragen, ohne es nach außen zu zeigen. Knut könne an der Gehirnentzündung sogar über Monate gelitten haben. Auch andere Organe seien betroffen gewesen.
IZW-Präsident Heribert Hofer teilte mit, dass bei der Sektion in seinem Institut keine Missbildung auf Grundlage von Gendefekten entdeckt wurde. Szentiks ergänzte, es gebe auch keine Hinweise auf übermäßigen Stress als mögliche Todesursache. Es hatte Spekulationen gegeben, dass der Publikumsliebling unter den Aggressionen der drei Eisbärinnen litt
Der Zoo will eine Bronzestatue des beliebten Bären aufstellen. Zum Streit um Knuts Überreste sagte der amtierende Direktor des Naturkundemuseums, Ferdinand Damaschun, es sei denkbar, Knut als Plastik in einer Ausstellung zum Klimawandel zu zeigen. Entscheidungen seien noch nicht gefallen. Erst müsse die Untersuchung abgeschlossen sein. »Das Tier soll allerdings nicht ausgestopft werden, sondern als sogenannte Dermoplastik weiterexistieren«, sagte er. Hierfür wird ein Modell des Bären angefertigt, auf das das Fell des Originals gezogen wird. Das Fell liegt bereits im Museum. Vor dem Berliner Zoo ist für diesen Samstag (15 Uhr) eine Demonstration gegen diese Pläne angemeldet.
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