In den Kulissen

Wahlkampf

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 2 Min.

Bei Betrachtung der Umfragen müsste Berlins Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit normalerweise warm ums Herz werden. Schließlich liegen seine Sozialdemokraten in Berlin inzwischen wieder lässig vor den Grünen. Doch das kann sich in Zeiten mit immer schwächeren Bindungen an Parteien schnell ändern. Wowereit sicherte sich möglicherweise aus diesem Grund in der vergangenen Woche die Unterstützung eines Profis: Der 44-jährige Lars Kühn, ehemals langjähriger Sprecher der Bundes-SPD, werde bis zur Wahl am 18. September als persönlicher Berater für den Regierenden tätig sein. Zuletzt fungierte Kühn in dieser Funktion bei Olaf Scholz, der bekanntlich seit der Wahl im Februar in Hamburg alleine regieren kann.

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Da, wo Wowereit ist, will Renate Künast erst noch hin. Die Grüne-Spitzenkandidatin hat zwar politisch zur Zeit Rückenwind, machte aber bisher im Wahlkampf nicht immer eine gute Figur. Nach der großen Freude über die Grünen-Wahlsiege im Südwesten ging es diese Woche auf Basistour in die Kieze. Künast muss auch auf diesem Terrain dem beliebten Regierenden Konkurrenz machen. Immerhin lässt sie dabei auch mal einige seltene Einblicke ins Privatleben zu: Ihr Vater sei ein begeisterter Rosenzüchter gewesen, ließ Künast beim Besuch der Gartenarbeitsschule Tempelhof-Schöneberg wissen. »Er habe den Rosen quasi beim Duften zugeschaut.« Früher habe sie das mit Skepsis gesehen, doch heute mache sie es genauso.

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Organisierte Touren und externe Helfer stehen dem SPD-Abgeordneten Tom Schreiber nicht zur Verfügung. Für das anstehende Foto-Shooting für sein Wahlkampf-Plakat vertraute er daher auf den Sachverstand des Kollektives: Mit Drei-Tage-Bart oder glatt rasiert war die Frage, die Schreiber im Sozialen Netzwerk Facebook aufwarf. Die Beteiligung an der Online-Umfrage war groß, das Ergebnis überraschend: Für glatt rasiert votierte eine große Mehrheit, dabei sind Bärte doch zur Zeit schwer en Vogue.

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Inwiefern Elke Breitenbach mit ihren Gedanken bereits an den Wahlen hängt, ist unbekannt. Aber beim Gang durch die Ehrengalerie des Abgeordnetenhauses zeigte sich die Abgeordnete der Linkspartei am vergangenen Donnerstag reichlich irritiert: Das letzte Porträt in der Reihe, das des 116. Ehrenbürgers von Berlin, Werner Otto, verfolgte sie mit seinen Augen. Dies ist vom amerikanische Künstler Robert Wilson in seiner Videoinstallation aber durchaus gewollt und keine Alterserscheinung, wie Breitenbach zunächst irrtümlich glaubte – sie war nämlich am 30. März 50 Jahre alt geworden. Dazu von dieser Stelle: Herzlichen Glückwunsch nachträglich!

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