Die banale Gefahr des Komplexen
Atomunfälle: In Fukushima war es eine Naturkatastrophe – davor jedoch Bedienungs-, Materialfehler und menschliches Versagen
Die Bundesregierung lässt untersuchen, ob die deutschen Reaktoren gegen Flugzeugabstürze oder Erdbeben geschützt sind. Andere Risiken werden dabei außer Acht gelassen. Dabei zeigen die schweren Katastrophen der Vergangenheit, dass gerade die unerwarteten Fehler im Kleinen gefährlich werden können – oder auch menschliches Versagen.
Es ist ein lauter, aufdringlicher Ton. Durchgehend, immer in der gleichen Höhe. Alarm im Atomkraftwerk Brokdorf. Der Schichtleiter Peter Rückert steht auf, vor einem Pult mit hunderten Knöpfen versammelt sich seine Mannschaft. Rückert fasst sich an sein Kinn, es herrscht Ratlosigkeit. Dann wird auf dem Schaltplan aus Papier nach einem Fehler gesucht. Irgendwann hört der Ton auf, niemand weiß wieso. Später geht das Geheule wieder los.
Zufällig ist während des Störfalls ein Fernsehteam vom NDR im Atomkraftwerk nahe Hamburg. Bis zum Ende der Dreharbeiten wurde die Ursache nicht geklärt. Kraftwerksbetreiber E on wollte die Ausstrahlung verhindern, doch der NDR brachte die Szene. Mittlerweile wurde sie im Internetportal Youtube über 40 000 Mal angesehen.
Die Situation in der Schaltzentrale zeigt: Der Betrieb eines Atomkraftwerks ist hochkomplex, zahlreiche Elemente sind aufeinander abgestimmt, jedes kann eine Fehlerquelle sein – von...
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