Arzt für schönes Grundstück am Wald gesucht

Mit zwei Erfahrungsberichten wirbt das Gesundheitsministerium im Internet um junge Mediziner

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 4 Min.

Etwa 4000 Patienten betreut die Praxis von Dr. Wolfgang Salditt in Gumtow bei Kyritz. Vier Hausarztkollegen in der Nähe sind in letzter Zeit in Rente gegangen, meist ohne einen Nachfolger gefunden zu haben. Wolfgang Salditt dagegen hat jemanden, dem er dereinst seine Praxis übergeben kann – seinen Sohn Stefan. Der ist schon da und hilft.

Es ist diese Geschichte von Wolfgang und Stefan Salditt, die junge Mediziner ermutigen soll, sich für ein Berufsleben in Brandenburg zu entscheiden. Seit gestern informiert eine extra Internetseite über die Möglichkeiten. »Wir erhoffen uns von diesem breiten und zugleich sehr detaillierten Informationsangebot, dass viele junge Ärztinnen und Ärzte neugierig auf unser Land werden«, erklärte Gesundheitsministerin Anita Tack (LINKE). Gesucht werden nicht nur niedergelassene Ärzte, sondern auch Krankenhausärzte und Experten für die Gesundheitsämter.

In Brandenburg arbeiten derzeit allein rund 3700 niedergelassene Mediziner, davon etwa 1600 Hausärzte, 1800 Fachärzte und knapp 300 Physiotherapeuten. Es gebe einen erheblichen Bedarf, bestätigt Ralf Herre, Sprecher der hiesigen Kassenärztlichen Vereinigung. Gerechnet wird so: Ist der Ärztebedarf in einer Region zu 110 Prozent erfüllt, dann gibt es keine weiteren Kassenzulassungen. Daran gemessen habe es zum Beispiel in der Uckermark bisher 26 freie Stellen für niedergelassene Ärzte gegeben, erläutert Herre. Doch mittlerweile wurde ein Demografiefaktor eingeführt. Dieser Faktor berücksichtigt, dass in manchen Gegenden besonders viele alte Menschen leben, die häufiger ärztliche Hilfe benötigen. Was das für Brandenburg bedeutet, wird erst jetzt genau ausgerechnet. Klar ist aber, dass demnach in der Uckermark sogar 37 Arztstellen frei sind. Hochgerechnet müssten sich für das gesamte Land 200 freie Hausarztstellen ergeben, erläutert Herre. Die Zahl der freien Praxen für niedergelassene Fachärzte schätzt er grob auf 40.

Nach dem Medizinstudium in der Großstadt gehen viele junge Ärzte nicht zurück aufs Land, heißt es bedauernd. Nicht so Stefan Salditt. Der wollte eigentlich Internist werden. Sechs Jahre arbeitete er in einem Berliner Krankenhaus. Doch dann wurde er Vater. Er erinnerte sich an seine Kindheit auf dem Lande und entschied, nach Gumtow heimzukehren und in dem Haus zu arbeiten, in dem er als kleiner Junge gespielt hatte. An manchen Tagen kommen an die 80 Menschen in die Praxis. So viele Patienten musste Stefan Salditt in Berlin nie behandeln. Die Arbeit hier sei nicht ruhiger, aber doch angenehmer, findet er. Es sei zwar ein großer Aufwand, auf dem platten Land Hausbesuche zu machen. Er habe aber trotzdem mehr Freizeit als in Berlin.

Neben einem kurzen Video über die Salditts wirbt auch ein Interview mit Universitätsprofessor Ulrich Schwantes für die Arzttätigkeit in Brandenburg. Die Hauptstadt sei ihm zu hektisch gewesen, erzählt Schwantes, der neben seiner Lehrtätigkeit an der Berliner Charité als Landarzt in Schwante tätig ist. Bei der gemeinsamen Entscheidung mit seiner Lebensgefährtin, eine Praxis in Schwante zu eröffnen, habe auch die Tatsache eine Rolle gespielt, dass in Brandenburg Arztsitze frei sind. »Wir wollten dorthin gehen, wo wir gebraucht werden.«

»Die Menschen in und um Schwante haben uns sehr offen aufgenommen«, schwärmt der Professor. Eine über 80-jährige Patientin habe nach einem Schlaganfall sogar wieder mit dem Radfahren angefangen, auch damit sie in die Praxis kommen könne. Dabei seien Hausbesuche in diesem Fall selbstverständlich. Die Praxis habe sich in wenigen Jahren recht gut entwickelt. »Wir sind rundherum zufrieden: wir haben ein schönes Grundstück, unmittelbar am Wald gelegen. Es ist genau die Art von Landleben, die wir uns gewünscht haben.«

Die Brandenburger Kliniken bieten attraktive Arbeitsbedingungen in einer Umgebung, in der andere Urlaub machen, heißt es im Internet. Das Bundesland verfüge bundesweit über einen der höchsten Versorgungsgrade mit Kindergartenplätzen. Geworben wird außerdem mit Natur und Kultur. Unberührte Landschaften gebe es in Brandenburg, Sehenswürdigkeiten wie Schloss Sanssouci und Kloster Chorin, Veranstaltungen wie den Uckermärkischen Orgelfrühling und die Elblandfestspiele Wittenberge.

Krankenkassen und Kassenärztliche Vereinigung fördern in Gegenden, wo Unterversorgung droht oder schon besteht, die Ansiedlung von Ärzten mit bis zu 50 000 Euro. Möglich ist zudem eine Anstellung in einem von mehr als 80 Medizinischen Versorgungszentren.

Hinter der Internetseite stehen neben dem Gesundheitsministerium und der Kassenärztlichen Vereinigung die Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassen, die Arbeitsagentur, der Hausärzteverband, die Ärztekammer, die Krankenhausgesellschaft, der Verband der Medizinischen Versorgungszentren, der Landkreistag und der Städte- und Gemeindebund.

www.arzt-in-brandenburg.de

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