Unsere Musik, unser Widerstand
Der bolivianische Komponist Cergio Prudencio über sein Ringen um eine kulturelle Identität seines Landes
ND: Herr Prudencio, »Lateinamerika – wie die so genannte Dritte Welt – weiß, dass sein Überleben auf der Tatsache beruht, dass es eben anders als die anderen ist«, schreiben Sie in einem Plädoyer mit dem Titel »Fünfhundert Jahre Einsamkeit«. Ist die Vorstellung, man könnte sich in der globalisierten Welt durch Anderssein auszeichnen, nicht eine Utopie?
Prudencio: Ich glaube nicht an eine globalisierte Welt. Ich halte sie für eine große Lüge. Sie stellt nicht nur für Lateinamerika, sondern für die ganze Welt eine Unmöglichkeit dar. Denken Sie nur an Europa mit seinen stark ausgeprägten Identitäten innerhalb kleiner Räume. Sie überqueren eine Grenze und schon spricht man eine andere Sprache. Diese Idee einer globalisierten Welt kann nicht die Lebenswirklichkeit der Menschheit bestimmen. Es handelt sich lediglich um ein politisches und wirtschaftliches Prinzip, das auf sehr egoistischen Interessen basiert. Man behauptet, eine gemeinsame We...
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