Elend und Glück der Erinnerung
Deutsches Theater Berlin: Stephan Kimmig inszenierte »Über Leben« von Judith Herzberg
Der Maskenbildner heißt Günther Trümpelmann. Er meistert hier etwas. Er taucht Gesichter in fortlaufende Zeit, er wirft ein Verwittern über alles, bis man von gelebtem Leben sprechen darf.
Die Niederländerin Judith Herzberg, 76, schrieb drei Stücke über Schicksalslinien einer jüdischen Familie, »Leas Hochzeit«, »Heftgarn«, »Simon«. Stephan Kimmig brachte sie am Deutschen Theater Berlin erstmalig an einem Abend, einem langen Abend von viereinhalb Stunden, auf die Bühne. Unter dem bindenden, doppelsinnigen Titel »Über Leben«.
Die Geschichte beginnt 1972, sie endet 1998. Es wird in dieser Verwandten- und Bekanntensaga mehrfach geheiratet, der Partner getauscht, es wachsen Kinder heran, man verlässt einander, man kehrt zurück, aus Jungen werden Alte, aus Enkeln Erwachsene; Verstreuungen, Verluste, Verirrungen, Verfeindungen, Versöhnungen. Und aus der Vergangenheit ragt durch alle Zeiten wie ein Wundspeer – nah am Herzen der Familie s...
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