»Wir sind auch da!«

Beratungs- und Begegnungsstätte für Behinderte mit Migrationshintergrund eröffnet in Kreuzberg

  • Jenny Becker
  • Lesedauer: 2 Min.
Mitarbeiter zeigen Senatorin Bluhm (3. von links) und anderen Gästen das neue Büro.
Mitarbeiter zeigen Senatorin Bluhm (3. von links) und anderen Gästen das neue Büro.

Im Innenhof der ehemaligen Blindenanstalt in Kreuzberg ist hochkarätiger Besuch versammelt. Das türkische Fernsehen ist da, der türkische Generalkonsul Mustafa Pulat, die Integrationssenatorin Carola Bluhm (LINKE). Sie und andere Unterstützer der Türkisch-Deutschen Frauenvereinigung Betak e.V. sind an diesem Montag gekommen, um die Eröffnung der neuen Begegnungs- und Anlaufstelle des Vereins mit Grußworten zu begleiten. Behinderte Menschen mit Migrationshintergrund und deren Angehörige sollen sich hier beraten lassen können, über ihre Rechte und bestehende Unterstützungsmöglichkeiten.

»Biz de variz – wir sind auch da!« steht auf den Plakaten, die entlang der gelben Backsteinwände des Gebäudekomplexes angebracht sind. Damit weist der Verein darauf hin, dass auch er jetzt am Standort Oranienstraße der Union sozialer Einrichtungen (USE) vertreten ist. Die übrigen Räumlichkeiten sind mit Werkstätten für Behinderte von der USE belegt. Hier erlernen behinderte Menschen vor allem jene Handwerke, die nur noch selten ausgeübt werden, etwa das Einziehen von Bürsten oder die Handbuchbinderei. 30 Prozent von ihnen haben einen Migrationshintergrund, viele einen türkischen.

»Wir sind auch da!« ist zugleich der Name des Gemeinschaftsprojekts von Betak e.V., USE und den Berliner Werkstätten für Behinderte (BWB), das sich seit 2009 dafür einsetzt, die Lebensbedingungen von Behinderten mit Migrationshintergrund zu verbessern. Der Begegnungspunkt ist dafür ein wichtiger Meilenstein.

Es sei das erste Mal, dass sich eine Behindertenwerkstatt für andere Vereine öffne, sagte Betak-Vorsitzende Sema Özcan Sarigul. Auch Senatorin Bluhm und der Berliner Landesbehindertenbeauftragte Jürgen Schneider lobten die neue »sozialräumliche Funktion« der Behindertenwerkstätten. Und Beate Willenberg von der USE ist sich sicher, dass damit Hemmschwellen abgebaut werden. Die Familien, die zur Beratung kommen, könnten die Werkstätten besichtigen, umgedreht fänden behinderte Mitarbeiter der USE bei Betak Hilfsangebote, zum Beispiel beim Ausfüllen von Anträgen.

Der neue Büroraum im Keller ist hell und edel eingerichtet. Es gibt eine Sofaecke, einen riesigen Flachbildfernseher, Computer, Drucker und eine Küchenecke. »Die Angst vor Behörden wollten wir vermeiden und haben uns für eine häusliche Einrichtung entschieden«, so Özcan Sarigul. Familien mit behinderten Kindern sind eingeladen vorbei zu kommen, sich auszutauschen und Tee zu trinken. Demnächst werden eine zugehörige Bibliothek und eine Kinderspielecke eröffnet.

Betak e.V. wurde 1992 gegründet und arbeitet ehrenamtlich für ein solidarisches Zusammenleben. Der Begegnungspunkt wurde durch eine Spendengala finanziert.

Begegnungspunkt von Betak e.V.; Mo.-Sa. 9.30-16.30 Uhr; Oranienstr. 26; betak1992.de

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