Leiden und träumen
Eva Hoffmanns verblüffende Spurenlese: Goethe liebte nur seine Schwester
Schon unterwegs, in der schaukelnden, rumpelnden Kutsche, hat Goethe in seinem Kalender die ersten Verse entworfen. Heimgekehrt aus den böhmischen Bädern und tief deprimiert über die Zurückweisung durch die blutjunge Ulrike von Levetzow, gibt der Vierundsiebzigjährige im September 1823 seiner »Elegie« (auch »Marienbader Elegie« genannt) die endgültige Gestalt. Er hat noch einmal geliebt, und er wird aus der bedrohlichen Krise, in die ihn die Absage stürzte, erst herausfinden, wenn Freund Zelter aus Berlin zu Hilfe eilt und ihm sein gerade ins Reine geschriebene Werk ein ums andere Mal vorliest. »Was soll ich nun vom Wiedersehen hoffen / Das Paradies, die Hölle steht dir offen«: Immer wieder, mit sonorer Stimme vorgetragen, diese Eröffnung und dann immer wieder die ganze Dichtung. Paradies und Hölle haben einen Namen: Ulrike.
Nein, sagt jetzt Eva Hoffmann, auch dieses große Gedicht, Mittelstück seiner »Trilogie der Leidenschaft«, kre...
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