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Arzt sein wo andere Urlaub machen
Brandenburg bemüht sich um junge Mediziner
Etwa 4000 Patienten betreut die Praxis von Dr. Wolfgang Salditt in Gumtow bei Kyritz. Vier Hausarztkollegen in der Nähe sind in letzter Zeit in Rente gegangen, meist ohne einen Nachfolger gefunden zu haben. Wolfgang Salditt dagegen hat jemanden, dem er dereinst seine Praxis übergeben kann – Sohn Stefan. Der ist schon da und hilft.
Es ist diese Geschichte von den Salditts, die junge Mediziner ermutigen soll, sich für ein Berufsleben in Brandenburg zu entscheiden. Seit einigen Tagen informiert eine Internetseite über die Möglichkeiten. »Wir erhoffen uns von diesem breiten und zugleich sehr detaillierten Informationsangebot, dass viele junge Ärztinnen und Ärzte neugierig auf unser Land werden«, erklärte Gesundheitsministerin Anita Tack (LINKE). Gesucht werden auch Krankenhausärzte und Experten für die Gesundheitsämter.
Der Demografiefaktor
In Brandenburg arbeiten derzeit allein rund 3700 niedergelassene Mediziner, davon etwa 1600 Hausärzte, 1800 Fachärzte und knapp 300 Physiotherapeuten. Es gebe einen erheblichen Bedarf, bestätigt Ralf Herre, Sprecher der hiesigen Kassenärztlichen Vereinigung. Gerechnet wird so: Ist der Ärztebedarf in einer Region zu 110 Prozent erfüllt, dann gibt es keine weiteren Kassenzulassungen. Daran gemessen habe es zum Beispiel in der Uckermark bisher 26 freie Stellen für niedergelassene Ärzte gegeben, erläutert Herre. Doch mittlerweile wurde ein Demografiefaktor eingeführt. Dieser Faktor berücksichtigt, dass in manchen Gegenden besonders viele alte Menschen leben, die häufiger ärztliche Hilfe benötigen. Was das für Brandenburg bedeutet, wird erst jetzt genau ausgerechnet. Klar ist aber, dass demnach in der Uckermark sogar 37 Arztstellen frei sind. Hochgerechnet müssten sich für das gesamte Land 200 freie Hausarztstellen ergeben, erläutert Herre. Die Zahl der freien Praxen für niedergelassene Fachärzte schätzt er grob auf 40.
Mehr Freizeit
Nach dem Medizinstudium in der Großstadt gehen viele junge Ärzte nicht zurück aufs Land, heißt es bedauernd. Nicht so Stefan Salditt. Der wollte eigentlich Internist werden. Sechs Jahre arbeitete er in einem Berliner Krankenhaus. Doch dann wurde er Vater. Er erinnerte sich an seine Kindheit auf dem Lande und entschied, nach Gumtow heimzukehren. An manchen Tagen kommen an die 80 Menschen in die Praxis. So viele Patienten musste Stefan Salditt in Berlin nie behandeln. Die Arbeit hier sei nicht ruhiger, aber doch angenehmer, findet er. Es sei zwar ein großer Aufwand, auf dem platten Land Hausbesuche zu machen. Er habe aber trotzdem mehr Freizeit als in Berlin.
Die Brandenburger Kliniken bieten attraktive Arbeitsbedingungen in einer Umgebung, in der andere Urlaub machen, heißt es im Internet. Das Bundesland verfüge bundesweit über einen der höchsten Versorgungsgrade mit Kindergartenplätzen. Geworben wird auch mit Natur und Kultur. Krankenkassen und Kassenärztliche Vereinigung fördern in Gegenden, wo Unterversorgung droht oder schon besteht, die Ansiedlung von Ärzten mit bis zu 50 000 Euro. Möglich ist zudem eine Anstellung in einem von mehr als 80 Medizinischen Versorgungszentren.
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