Obama will gemeinsamen Opfergang

US-Präsident legte Plan zur Schuldenreduzierung vor / Republikaner: »Klassenkampf«

  • Max Böhnel, New York
  • Lesedauer: 2 Min.
In einer Grundsatzrede zur Haushaltspolitik legte US-Präsident Barack Obama am Mittwochabend (Ortszeit) einen umfassenden Plan zur Reduzierung der Staatsschulden vor. In ersten Reaktionen verurteilten die rechten Republikaner die vorgeschlagene Austerity-Politik als unzureichend.
»Wir dürfen nicht länger über unsere Verhältnisse leben«, sagte Obama an der George-Washington-Universität. Bei der Haushaltssanierung werde sich die Regierung auf vier Bereiche konzentrieren: Senkung der Staatsausgaben, Kürzung des Budgets für das Verteidigungsministerium, Kostendämpfung im Gesundheitsbereich und Steuererhöhungen für die oberste Einkommensklasse.

Bis 2024 sollen nach dem Plan Obamas vier Billionen Dollar eingespart werden. Gut drei Viertel dieser unvorstellbaren Summe sind durch Ausgabenstreichungen zu ersparen, ein Viertel soll beim Wegfall von Steuererleichterungen für Reiche eingeholt werden.

Innerhalb von zwei Jahren wolle er bei den »frei verfügbaren Ausgaben« 770 Milliarden Dollar streichen, kündigte Obama an. Beim Pentagon strebe er Einsparungen von 400 Milliarden an. Im Gegensatz zu den Republikanern, die die staatlichen Programme zur Gesundheitsversicherung privatisieren wollen, will Obama die Leistungen für Ältere und Bedürftige nicht kürzen. Er werde »die Gesundheitsprogramme aufrechterhalten als ein Versprechen, das wir uns gegenseitig in der Gesellschaft machen«, so der Präsident. Gleichwohl sollen in diese als »Madicare« und »Medicaid« bekannten sozialen Auffangnetze 500 Milliarden weniger fließen. Das Rentensystem will Obama dagegen gänzlich unangetastet lassen.

In ersten Stellungnahmen reagierten die Republikaner auf die Rede mit dem Vorwurf »Klassenkampf«. Vorschläge, die Steuern für Einkommensklassen zu erhöhen, die über 250 000 Dollar jährlich verdienen, würden dem Aufschwung schaden. Die Kürzungen gingen nicht weit genug.

Die linke Wochenzeitschrift »The Nation« rechnete Obama dagegen vor, wie die Mixtur aus Ausgabenkürzungen und Steuerpolitik aussehen würde: »Für jeden Dollar, der durch die Schließung von Steuerschlupflöchern von Reichen eingenommen wird, schlägt Obama zwei Dollar Ausgabenstreichungen vor.« Zwei Drittel davon wolle der Staatschef dem Sozialbereich entziehen, ein Drittel dem Militärhaushalt.

Zu einer Kraftprobe zwischen den Demokraten und Obama auf der einen und den Republikanern auf der anderen Seite wird es in den nächsten Wochen kommen. Denn Mitte Mai werden die USA die geltende Schuldenobergrenze von 14,3 Billionen Dollar erreichen. Stimmt der Kongress einer Erhöhung nicht zu, darf die Regierung nur noch die Gelder ausgeben, die sie einnimmt. Die Republikaner haben bereits angekündigt, die Grenze nur anzuheben, wenn Obama schärfere Kürzungen bei den Mittel- und Unterschichten zusagt.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -