Demonstration für Tacheles
(dpa). Mehrere hundert Demonstranten, unter ihnen der Love-Parade-Gründer Dr. Motte, haben am Samstag vor dem Berliner Kunsthaus Tacheles gegen den geplanten Verkauf des Areals protestiert. Ihr Zorn richtete sich auch gegen eine etwa 2,50 Meter hohe Mauer im Torbogen des Hauses. Die Sperre wurde nach Angaben von Kunsthaus-Sprecherin Linda Cerna im Auftrag der Verwalterin HSH Nordbank gebaut, um die auf dem Hof arbeitenden Künstler von den im Haus arbeitenden Künstlern zu trennen. »Dadurch soll der Zusammenhalt unterbunden werden«, sagte Cerna. »Man will uns scheibchenweise kleinkriegen.« Außerdem sei das Wasser abgestellt worden.
In Anspielung auf die Berliner Mauer forderte Dr. Motte: »Ich will nicht, dass sich Geschichte in Deutschland wiederholt. Deshalb: Die Mauer muss weg.« Künstler-Sprecher Martin Reiter forderte Berlins Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) auf, die Investoren zu einem Grundstückstausch zu zwingen, damit das Tacheles erhalten bleibt. Berlin könne ein Zeichen gegen billige Architektur setzen, wenn die Fläche nicht mit neuen Häusern bebaut würde.
Wowereit erklärte jedoch in einem Zeitungs-Interview vom Samstag: »Dieses Gelände zu entwickeln, ist nicht zum Schaden.« Es sei nicht erstrebenswert, eine Ruinensituation aufrechtzuerhalten. »Man kann nicht über jede Brache, die durch Teilung und Weltkrieg entstand, eine Käseglocke legen.«
Die friedliche Protestaktion vor dem Tacheles dauerte bis zum Abend. Nach Angaben der Veranstalter kamen insgesamt rund 500 Teilnehmer. Es gab Redebeiträge, Musik und Theateraufführungen. Der Protest soll laut Cerna fortgesetzt werden, wenn der Senat nicht auf die Forderungen des Kunsthauses eingeht.
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