Gedenken an Opfer der Nazi-Verfolgung

Feierlichkeiten zum 66. Jahrestag der Befreiung der KZ Ravensbrück und Sachsenhausen

  • Lesedauer: 3 Min.
Gedenkstein für Ernst Thälmann in Berlin ND-
Gedenkstein für Ernst Thälmann in Berlin ND-

Fürstenberg/Havel/Oranienburg (dpa). Zum 66. Jahrestag der Befreiung haben am Sonntag rund 500 Menschen der Opfer im Konzentrationslager Ravensbrück gedacht. Bei der Feier sprach Umweltministerin Anita Tack (LINKE) als Vertreterin der Landesregierung. Zu den Rednern gehörten zudem die Vizepräsidentin des Internationalen Ravensbrück Komitees aus Frankreich, Simone Gournay, und die israelische Autorin Vanessa F. Fogel. In der Gedenkstätte des einstigen Lagers bei Fürstenberg/Havel wurden Kränze niedergelegt und Gedenktafeln für Kinderhäftlinge sowie ukrainische Gefangene enthüllt.

In ihrem größten Frauen-KZ hielten die Nazis von 1939 bis 1945 rund 152 000 Frauen, Kinder und auch Männer gefangen. Die nach Ravensbrück Deportierten stammten aus über 40 Nationen, unter ihnen Juden sowie Sinti und Roma. Zehntausende wurden ermordet, starben an Hunger, Krankheiten oder durch medizinische Experimente. Am 30. April 1945 befreite die Rote Armee in dem KZ noch etwa 2000 zurückgelassene Kranke.

An die Befreiung erinnern jährlich Überlebende, die aus ganz Europa, Russland und Weißrussland sowie Israel nach Brandenburg anreisen. Mit Konzerten, Kranzniederlegungen, Gebeten und Gesang gedachten sie am Wochenende an den einstigen Schreckensorten des Naziregimes der Opfer. Dabei wurde am Samstag in Ravensbrück im Beisein von mehr als 150 Besuchen auch die Bronzeskulptur »Müttergruppe« wieder aufgestellt. Sie war mit einem Kostenaufwand von rund 15 000 Euro restauriert worden

In der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen ist am Sonntag die Sonderausstellung »Sachsenhausen mahnt!« eröffnet worden. Sie widmet sich der Eröffnung der Anlage am 23. April 1961 im Schatten des Kalten Kriege und soll darstellen, wie das Leid der Opfer damals von der DDR und Westdeutschland instrumentalisiert wurde. »Wir versuchen, den zeithistorischen Kontext wieder aufleben zu lassen«, sagte Günter Morsch, Direktor der Stiftung Brandenburgischer Gedenkstätten, vor etwa 200 Gästen. Etwa 150 Fotos und Dokumente sowie Film- und Tonausschnitte wurden dafür zusammengetragen.

Mit ihnen will die Stiftung die spannungsgeladene Situation im Kalten Krieg visualisieren. Für rund 40 000 Euro ist eine Schau mit fünf Film- und vier Hörstationen auf rund 100 Quadratmetern Fläche entstanden. Sie ist bis zum 30. Oktober zu sehen.

Trotz damaliger Propaganda sei die Eröffnung der Gedenkstätte durch die DDR eine große Leistung gewesen, meinte Morsch. Er verwies darauf, wie es vor 50 Jahren noch um die ehemaligen Konzentrationslager in Westdeutschland bestellt war: Bergen Belsen, Dachau oder Flossenbürg und Neuengamme seien damals größtenteils noch verwildert und verwahrlost, überbaut oder zweckentfremdet gewesen.

Wie herausragend die Eröffnungsfeier 1961 für Überlebende des Naziterrors war, beschrieb Lucienne Gouffault, Witwe des langjährigen Präsidenten des Internationalen Sachsenhausen Komitees, Pierre Gouffault. »Der 23. April 1961 war ausschlaggebend für die Zukunft unserer Wallfahrten«, sagte sie und zeichnete die Erlebnisse von damals auf berührende Weise nach.

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