Spielwiese der Fantasie
Seit 2010 ist das Tempelhofer Flugfeld geöffnet, die Planung für die Zukunft wurde jetzt beschlossen
Das Land Berlin will das stillgelegte Tempelhofer Flugfeld ausbauen. Für insgesamt 61,5 Millionen Euro soll in den nächsten Jahren ein Landschaftspark entstehen – die Planungen richten sich dabei nach dem Entwurf eines Architekturbüros aus Großbritannien, das den Ideenwettbewerb für sich entscheiden konnte.
So eine weite Fläche gibt es in Europa mitten in einer Metropole nur einmal: auf dem ehemaligen Zentralflughafen in Berlin-Tempelhof. Seit dem 8. Mai 2010 ist das riesige Areal tagsüber für die Öffentlichkeit geöffnet. »Tempelhofer Freiheit« hat der Senat das Projekt getauft. Im Jahr 2017 soll auf einem Teilbereich die Internationale Gartenausstellung (IGA) stattfinden.
Doch in welcher Form soll das Gelände weiter gestaltet werden? Darüber entschied jüngst eine renommierte Fachkommission in einem Ideenwettbewerb. Der Sieger steht jetzt fest: »gross.max. Landschaftsarchitekten« und »Sutherland Hussey Architekten« aus Großbritannien haben unter den zuletzt acht Vorschlägen das Rennen gemacht. Die Jury entschied sich einstimmig für den Entwurf. »Natur mitten in der Stadt zu gestalten und trotzdem etwas Neues zu sehen, das ist gelungen«, lobte Berlins Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) den Entwurf. In ihm würden sich das Leitbild der Tempelhofer Freiheit – Bildung, Integration, ressourcenschonendes Wirtschaften, Innovation und Freizeit und Gesundheit – sehr gut umsetzen. Ein Modell für die »Stadtgestaltung des 21. Jahrhunderts«.
In drei Phasen soll das Siegerkonzept nun umgesetzt werden: Die erste geht bis zur IGA, die zweite betrifft die Zeit der Gartenausstellung im Jahr 2017 selbst und in der dritten geht es um die Zeit danach. Grob lässt sich sagen, dass jetzt die Planungen beginnen, 2013 die ersten baulichen Maßnahmen in Angriff genommen werden, dann 2017 die Gartenausstellung im nordwestlichen Bereich auf 80 Hektar durchgeführt wird und danach zunehmend die Ränder des Flugfelds bebaut werden. Die Landschaftsarchitekten mussten bei ihrer Planung jedoch nicht nur den Termin der IGA berücksichtigen, sondern zudem auch eine Reihe weiterer Ansprüche: Klimaneutral soll das Projekt sein, die Weite muss nach Ansicht der befragten Bürger unbedingt erhalten bleiben, für Erholung und Sport soll es genauso Plätze geben wie für die einmalige Natur und die Tierwelt.
Für Senatsbaudirektorin Regula Lüscher ist all dies in dem Konzept enthalten. »Alle Ansprüche sind verwirklicht und dennoch wird dem Ort eine neue Identität verliehen.«
Als »Spielwiese der Fantasie« bezeichnet der Landschaftsarchitekt Eelco Hooftmann das Tempelhofer Feld. Nur hier könne man in dieser Form den Himmel über Berlin sehen, den Horizont entlang streifen und den Wind spüren. Was bereits da ist, soll nach seinen Plänen in einem Prozess, der ein Park immer sei, verstärkt werden. Zunächst heißt das einmal, dass in Form von Kreisen und Ellipsen neue Wege angelegt werden. Es soll aber auch eine Nord/Süd-Achse geben, die auf den Fernsehturm ausgerichtet ist. Hauptachsen bleiben jedoch die beiden Start- und Landebahnen in Ost-West-Richtung. Insgesamt acht Zugänge sollen auf das allerdings weiter nachts geschlossene Areal führen.
An der Schnittstelle zwischen diesen Wegen soll ein großer Pavillon gebaut werden. Zunächst als Ausstellungsfläche, später als Café und Treffpunkt für die Parkbesucher. An den Rändern sollen darüber hinaus Wasserbecken angelegt werden. Und im Winter soll man auf dem Vorfeld der Hangars auf einer natürlichen Eisbahn Schlittschuhlaufen können.
Gestalterischer Höhepunkt dürfte aber am östlichen Ende ein neuer Felsen werden – satte 60 Meter hoch. Er soll zugleich als Kletterwand und Vogelnest dienen. Eine Landmarke als Hommage an den großen Naturforscher Alexander von Humboldt, so Landschaftsarchitekt Hooftmann. Zunächst einmal sollen aber am kommenden 2. Mai die Bürger in Tempelhof auf einem Informationsabend über das Vorhaben unterrichtet werden.
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