Mit Pfeil und Bogen im Galopp

Turnier mit 34 Teilnehmern aus aller Welt am Wochenende in Fritzfelde

  • Haiko Prengel, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.

Wenn sie schießt, reitet Daja Ziefuß freihändig. Das ist nicht ungefährlich. Bis zu 60 Kilometer pro Stunde erreichen ihre schnellsten Pferde im Galopp. Doch die 34-Jährige sitzt sicher im Sattel. Blitzschnell spannt sie ihren Skythen-Bogen und jagt einen Pfeil in die Zielscheibe. Pferd »Boy« – früher erfolgreich auf Trabrennbahnen – wirbelt mächtig Staub auf. Dann verschwinden beide in einem angrenzenden Waldstück.

»Die Schwierigkeit ist, zu schießen und dabei gleichzeitig das Pferd zu lenken«, verrät Ziefuß. Gezielt werde kaum, sondern eher nach Instinkt geschossen. Im Moment trainiert Ziefuß für das internationale Turnier der bogenschießenden Reiter vom 22. bis 24. April in Fritzfelde bei Müncheberg. Die 34 Teilnehmer kommen aus allen Teilen der Welt, aus der Mongolei, Kenia oder Brasilien. Tausende Zuschauer werden erwartet.

»Es ist praktisch die inoffizielle Weltmeisterschaft«, sagt Turnierausrichter Christian Prestin. Berittene Bogenschützen alter Reitervölker wie Mongolen oder Skythen waren bei ihren Gegnern gefürchtet. »Fußvolk hatte in den Schlachten keine Chance. Die berittenen Bogenschützen waren einfach zu schnell«, erzählt Prestin. Bei fünf verschossenen Pfeilen in sieben Sekunden bleibt nicht viel Zeit, um in Deckung zu gehen. Schon gar nicht für einen schwerfälligen Ritter. »Die Pfeile durchschlugen auch eine eiserne Rüstung.«

Der 41-Jährige und seine Lebensgefährtin Daja Ziefuß betreiben in Müncheberg die Sunbow-Ranch – eine Art Wild-West-Anwesen am Tor zur Märkischen Schweiz. Auf den Koppeln stehen mehr als ein Dutzend Pferde, mit denen das Paar Reiter- und Indianer-Shows veranstaltet. Aber auch Wanderreiten und pädagogisches Reiten bieten sie an. Die aus Schleswig-Holstein stammende Ziefuß ist studierte Sozialpädagogin, Prestin verdient sein Geld mit Computerdienstleistungen. Begeisterte Bogenschützen sind beide. Sogar Timon, der vierjährige Sohn von Prestin, schießt auf der Ranch schon Pfeile auf eine Zielscheibe.

Mit Sportlern aus der Mongolei nehmen »echte Profis« am Turnier teil, wie Prestin stolz betont. In dem Land, einst Territorium von Herrscher Dschingis Khan, ist Reiten Volkssport. »Kinder reiten mit 50 Stundenkilometern über die Steppe, ohne Sattel, ohne Helm«, berichtet der Organisator. Damit die mongolischen Kinder im Alltag etwas sicherer reiten, sammeln Prestin und Ziefuß in Deutschland ausrangierte Reitkappen. Die schenken sie dann den asiatischen Freunden. Beim Turnier auf dem Reiterhof Fritzfelde gehen viele Bogenschützen in historischen Kostümen an den Start – die aus Ungarn beispielsweise in langen Kaftanen.

Reiterhof Fritzfelde, Tempelberger Weg 4, Turnier am Fr. von 10 bis 18 Uhr, Sa. 10 bis 17 Uhr, So. 10 bis 17 Uhr

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