Die heimischen Tropen
In Sachsen-Anhalts Gewächshäusern sind 23 000 Pflanzenarten zu besichtigen
Halle. Unter riesigen Glasdächern blühen und gedeihen Pflanzen aus tropischen Regenwäldern, Zentralasien und der Wüste. Von der Ananas bis zur Zierpflanze sprießen die Exoten an verschiedenen Orten in Sachsen-Anhalt aus der Erde oder Töpfen in Gewächshäusern. In Halle, Magdeburg und Sangerhausen finden sich die eindrucksvollsten Sammlungen des Landes. Rund 23 000 verschiedene Pflanzenarten wachsen dort, darunter tausende seltene Arten.
»Mit dem ersten Gewächshaus vor rund 100 Jahren wurden die ersten Exoten per Schiff in den Botanischen Garten nach Halle gebracht«, sagt Gartenkustos Matthias Hoffmann. Heute fühlen sich neben Ananas- und Bambuspflanzen vor allem Farne und Orchideen in der Gartenanlage heimisch. Bis zu 30 000 Hobbygärtner, Schüler und nicht zuletzt Biologie- und Medizinstudenten bewundern jährlich die Gewächse. »In der Bundesrepublik hat heute so ziemlich jede Uni ihren eigenen Botanischen Garten, aber in Halle steht mit 12 000 Pflanzenarten der einzige in ganz Sachsen-Anhalt«, sagt Hoffmann.
Hingucker im Gartenteich
Bei 40 Grad sprießen die Exoten aus den Tropen und Asien am besten. Wenn das Gewächshaus im Winter auf 20 Grad abkühlt, halten das die Pflanzen aber auch schon aus. Am komfortabelsten haben es die Begonien. In dem klimatisierten Raum herrschen konstant optimale Bedingungen für die Zucht.
Eine traditionsreiche Exotensammlung hegen auch die Gruson-Gewächshäuser in Magdeburg. Die nach ihrem Stifter, dem Industriellen und Pflanzensammler Hermann Gruson, benannte Anlage war am 12. April 1896 eröffnet worden. Um 1900 bekamen die Magdeburger sonst nirgends Palmen, Orchideen oder Kakteen zu sehen. »Heute macht die Artenvielfalt die Sammlung besonders attraktiv«, sagt Ludwig Martins, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Gruson-Gewächshäuser. 3000 verschiedene Pflanzen aus aller Herrenländer gibt es zu bestaunen. Ein besonderer Hingucker schwimmt in einem Gartenteich – die Victoria-Riesenseerose mit ihren zwei Meter großen Blättern.
Rund 20 000 bis 30 000 Pflanzenfreunde, Freizeitgärtner und Familien laufen jedes Jahr durch die meterhohen Gewächshäuser in der Landeshauptstadt, die im vergangenen Jahr für rund 2,7 Millionen Euro saniert wurden. Erst in diesem Monat feierten die Gruson-Gewächshäuser mit einem umfangreichen Programm ihr 115-jähriges Bestehen.
In naher Zukunft sollen auch außerhalb der Glasgewölbe der Gewächshäuser exotische Zierpflanzen aus Ostasien wachsen. Ob sie die strengen deutschen Winter vertragen, müsse er selbst erst testen, sagt Martins.
Schwarze und Grüne Rose
Uwe Braun, Geobotaniker der Universität Halle, rechnet mit keiner besonders hohen Überlebenschance für die Exoten auf deutschen Böden. »Da hilft auch der viel beschworene Klimawandel nichts«, sagt Braun. Selbst in Kübeln gepflanzte Palmen sollten nach den Sommermonaten wieder in beheizte Gewächshäuser umziehen.
Eine Ausnahme bilden zwei Pflanzen aus dem Europa-Rosarium in Sangerhausen (Landkreis Mansfeld-Südharz). Die »Schwarze Rose« und die »Grüne Rose« stehen auch im Winter inmitten von 8300 anderen Rosenarten in der Gartenanlage. Zwar seien sie keine aus exotischen Gegenden stammenden Pflanzen, aber ihre unverwechselbaren Färbungen mache sie trotzdem zu etwas Besonderem, sagt eine Sprecherin des Rosariums. Die dunkelrot und grün gefärbten Blütenblätter der »Königin der Blumen« leuchten von Juni bis zum ersten Frost.
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