In Pattaya geht der Strand baden
»Sündenbabel« droht Verlust einer Attraktion
Pattaya plagen Sorgen. Das ultimative Sündenbabel Thailands ist dabei, seine nach Sex zweitwichtigste Attraktion zu verlieren: den Strand. Gerade noch ein schmaler Streifen Sandstrand, genug für vier, fünf Liegestuhlreihen bei Ebbe, rechtfertigen hier den Namen »Pattaya Beach«. Den Rest von einstmals 35 Metern Breite hat sich das Meer geholt. In spätestens fünf Jahren wird auch das letzte bisschen Beach den Bach runtergegangen sein, warnen Experten. Durch eine massive Aufschüttung von etwa 230 000 Kubikmetern Sand, so die Idee, könnte man ja fürs Erste der Peinlichkeit entgehen, ein Strandbad ohne Strand zu sein, hoffen die Stadtväter.
Ursachen für die Küstenerosion am Golf von Siam gibt es viele. Experten nennen den menschlichen Eingriff in die Küstenökologie als den wesentlichsten. Mangrovenwälder müssen Siedlungsprojekten weichen, der Bau von Dämmen, Häfen oder ganzen Städten wie Pattaya – das vor wenigen Jahrzehnten noch gar nicht existierte – haben Gezeiten, Strömungen und Winde verändert.
Zusätzlich machen Klimawandel und steigender Meeresspiegel der Küste zwischen Pattaya und dem 120 Kilometer entfernten Bangkok das Überleben schwer. Nicht nur der Strand von Pattaya droht zu versinken, sondern auch Thailands Hauptstadt. Klimawandelexperte Dr. Anond Snidvongs erinnert warnend an das alte Bangkok als Stadt der Kanäle: »Die Zukunft von Bangkok wird wie seine Vergangenheit sein: Man kann mit dem Boot zu seinem Haus fahren.«
Aber zurück nach Pattaya. Böse Zungen sagen, es sei kein Drama, wenn der Strand verschwindet. Schmutz, Lärm und Gestank machten den schmalen Sandstreifen fast schon zu einem Fall für Menschenrechtsorganisationen. Das Wasser ist schmutzig. Wer eine Tour zu den Inseln draußen im Golf unternimmt, ist erschrocken über den Abfall im Meer, das eher an eine Müllhalde erinnert als an ein maritimes Urlaubsparadies.
Gleich hinter den Liegestühlen zieht sich die Beach Road entlang, eine der wichtigsten Verkehrsadern im Zentrum Pattayas. Lärm und Abgase von Tausenden Autos, Mopeds, Tuk Tuks und Reisebussen wabern über den Strand. Von der anderen Seite der Straße mischt sich der laute Musiklärm der Bars des Rotlichtviertels in die Kakophonie und an einigen Stellen kann auch die angenehmste Seebrise nicht den fauligen Gestank aus den Gullis vertreiben.
Aber Amnesty International muss nicht eingreifen. Pattayas Sextouristen sind hart im Nehmen. Auch während der diesjährigen Hauptsaison sind die Liegestühle unter den bunten Sonnenschirmen wieder voll belegt. Italienische Berlusconis sonnen sich mit ihren thailändischen Lolitas; nahöstliche Machos lassen mit Singha Bier und leicht bekleideten Thaigirls Allah einen guten Mann sein; russische Gockel mit stolz geschwellter Putin-Brust paradieren den Strand entlang; deutsche Rentner lassen sich bei BILD und Bier von schmucken Thaidamen massieren. Sunan, ein Tourguide in Pattaya, sagt: »Sex war der Anfang von Pattaya, Sex ist der Lebenszweck von Pattaya.« Wer braucht da Sand?
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