BVG lädt zum Wochenendausflug
U-Bahnen fahren künftig auch sonntags alle fünf Minuten
Die Anreise zu den diversen Mai-Demos wird diesmal für die Berliner noch bequemer: Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) lassen ab 1. Mai die U-Bahnen auf den meisten Linien auch sonntags alle fünf statt wie bisher alle zehn Minuten fahren. »Einen solch dichten Takt am Sonntag gibt es bisher in keiner anderen deutschen Stadt«, so BVG-Chefin Evelyn Nikutta. Allerdings wird dafür bei einigen Buslinien der Verkehr ausgedünnt.
Ende 2009 hatte die BVG bereits das U-Bahn-Angebot abends und sonnabends verbessert. Die erneute Anpassung sei Ergebnis intensiver Marktbeobachtung und Reaktion auf das veränderte Mobilitäts- und Freizeitverhalten der Leute, erklärte Nikutta. So seien die U-Bahnen sonntags etwa ab 12.30 Uhr »extrem gut gefüllt«. Den Fünf-Minuten-Takt soll es deshalb zwischen 12.30 und 19 Uhr auf sieben der zehn Strecken geben. Er gilt bei der U 1, U 6 und U 7 auf der gesamten Linie, der U 2 zwischen Pankow und Theodor-Heuss-Platz, der U 5 zwischen Alex und Kaulsdorf-Nord und der U 8 zwischen Hermann- und Osloer Straße. Auf der U 9, wo die Züge bisher schon sonntagnachmittags ab 11 Uhr alle fünf Minuten unterwegs waren, beginnt der dichte Takt künftig ebenfalls um 12.30 Uhr. Ausgenommen bleiben die weniger stark genutzten Linien U 3, U 4 und U 55.
Nikutta sieht das neue Angebot als Gelegenheit für die Berliner, auch beim Sonntagsausflug aufs Auto zu verzichten und ihren »grünen Fußabdruck« in der Stadt zu hinterlassen. Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) lobte, dass damit die Mobilitätsstruktur der Stadt immer mehr an die Bedürfnisse der Bürger angepasst werde. Und auch Jens Wieseke vom Fahrgastverband IGEB nannte die Entscheidung »richtig und überfällig«, auch wenn dafür beim Busverkehr etwas gespart wird. »Dadurch entstehen keine Lücken im Netz, aber die BVG kann durch den dichteren U-Bahn-Takt zusätzliche Fahrgäste gewinnen.«
Die BVG verspricht sich bis zu 2,5 Millionen neue Kunden im Jahr. 800 000 nutzen sonntags derzeit die U-Bahn, an einem Werktag sind es um die zwei Millionen. Da ist also am Wochenende noch etwas Luft. Die Gewinnung neuer Fahrgäste soll auch zur Finanzierung der zusätzlichen Fahrten beitragen. Der Senat hat sie zwar bestellt, erhöht aber nicht seine Zahlungen. Die BVG kompensiert das durch Streichungen bei Busstrecken. Auf fünf Linien (108, 122, 161, 188, 221) gibt es zum Fahrplanwechsel am 1. Mai einen späteren Betriebsbeginn (5.30 bzw. 6 Uhr), die Metrolinien M 21, M 44, M 46, M 48, M 49 und M 82 fahren sonntags zwischen 5.30 und 7 Uhr nicht mehr alle 15, sondern nur alle 30 Minuten. Es gibt auch Verbesserungen: In Hohenschönhausen wird die Linie 294 ins Industriegebiet Marzahner Straße verlängert.
Eventuell wird der Sonntagsfahrplan demnächst auch bei der Straßenbahn verdichtet. Die BVG prüft dies derzeit u.a. bei den Linien M 2 und M 10. Zur Einführung des sonntäglichen Fünf-Minuten-Takts bei der U-Bahn veranstaltet sie am 8. Mai ein Gewinnspiel. Wer bestimmte U-Bahnhöfe anfährt und Fragen beantwortet, kann ein iPad oder Tickets für das Eröffnungsspiel der Frauen-Fußball-WM gewinnen (Infos: www.bvg.de). Gewinnen kann aber auch, wer sich im Mai eine Monatskarte kauft. Die kostet dank des Entschuldigungspakets der S-Bahn auch bei BVG und Regionalbahn 15 Euro weniger; die gleitende Monatskarte gilt eine Woche länger.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.