Erdogan will zweiten Bosporus
Der türkische Ministerpräsident macht Wahlkampf mit Großprojekten
Der türkische Ministerpräsident Tayyip Erdogan hat mit der Ankündigung, einen Kanal zwischen dem Schwarzen Meer und dem Marmara-Meer bauen zu wollen, einen Wahlkampfcoup gelandet. Die Themen der Opposition sind von der Tagesordnung verschwunden, dafür fließt über die Frontseiten der Zeitungen ein blauer Strom, auf dem große Schiffe fahren, an den Ufern glänzen die Fassaden von Hochhäuser und aus den Wolken bricht die Sonne.
Ein gelungener Coup ist Erdogans Projekt auch deshalb, weil der ehemalige Führer der größten Oppositionspartei CHP das gleiche Projekt vor 17 Jahren schon einmal im Wahlkampf verkündet hat. Die ersten negativen Kommentare der Opposition folgten so auf dem Fuß. Aber trotz des offensichtlichen Bezugs zum Wahlkampf ist »Kanal Istanbul« – oder wie spöttisch veranlagte Menschen sagen »Kanalstanbul« – wohl als ernsthaftes Projekt zu sehen. Der Bosporus ist eine gewundene Wasserstraße mit Untiefen und Strömungen, außerdem stark befahren. Eine Entlastung ist daher sicher sinnvoll.
Für den neuen Kanal gibt es jedoch noch keine Planung – damit soll erst nach der Wahl begon...
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