Tosendes Grauen von Texas bis Tennessee

Schwere Stürme verwüsteten den Mittleren Westen und den Süden der USA – mindestens 170 Tote

  • René Heilig
  • Lesedauer: 3 Min.
Schwere Unwetter in den USA – 170 Tote vermeldete der US-Nachrichtensender CNN gestern Nachmittag. Tendenz steigend. In sieben US-Bundesstaaten wurde der Notstand ausgerufen. Der Nationale Wetterdienst zählte bis Mitternacht (Ortszeit) 138 Tornados. Es fielen ungeheure Regenmengen.

Die extremen Stürme im Mittleren Westen und im Süden der USA deckten von Texas bis Tennessee Dächer ab, räumten Supermärkte aus, kippten Autos um, entwurzelten Bäume und knickten Strommasten wie Streichhölzer. Es hagelte, Blitze schlugen ein. Heftiger Regen hat zu schweren Überschwemmungen geführt. Die Anzahl der Toten und Verletzten steigt von Stunde zu Stunde. In den Bundesstaaten Alabama, Arkansas, Kentucky, Mississippi, Missouri, Tennessee und Oklahoma wurde der Notstand ausgerufen. Präsident Obama ordnete sofortige Hilfe für Alabama an. Die Nationalgarde mobilisierte Hunderte von Mitgliedern, um in den am härtesten betroffenen Regionen zu helfen.

Doch niemand hat bisher einen genauen Überblick über das Geschehen und auf den Karten des Nationalen Wetterdienstes verschmelzen immer mehr Sturm anzeigende rote, blaue und schwarze Punkte zu einem kompakten Klumpen. Ständig treffen neue Bilder des Entsetzens in der CNN-Sendezentrale ein und gehen von dort in die Welt. Die Stadt Tuscaloosa wurde bereits zum zweiten Mal innerhalb von zwölf Tagen von einem Tornado heimgesucht. Der Bürgermeister Walter Maddox sagte, die Tornados haben »Häuserblock für Häuserblock ausradiert«. Das Schicksal? Ungewiss!

Ganze Stadtviertel in Bridgeton sind dem Erdboden gleichgemacht, aus der Gegend um Poplar Bluff (gleichfalls Missouri) wurden 6000 Menschen evakuiert. Durch Metropolis im Bundesstaat Illinois fahren Boote statt Autos auf Straßen, deren Verlauf nur noch durch einstige Werbetafeln und schiefe Strommasten erkennbar sind. Hunderte Menschen mussten ihre Häuser verlassen, nachdem Flüsse über die Ufer getreten waren. In Cincinnati hat es den Cirque du Soleil überschwemmt, von Wohnhäusern in Vilonia (Arkansas) stehen nur noch Fundamente. Die Ferstraße 40 im Sequoyah County ist unterbrochen. Lastwagen und PKW stauen sich meilenweit.

Allein im US-Staat Alabama starben nach vorläufigen Angaben bis gestern Mittag 128 Menschen. In anderen Bundesstaaten seien Dutzende Todesopfer zu beklagen. Hunderte Menschen wurden verletzt, viele gelten als vermisst. Bereits am Montag und Dienstag waren bei Stürmen, Tornados und Überschwemmungen in verschiedenen US-Bundesstaaten elf Menschen ums Leben gekommen. Bereits vor zehn Tagen waren mindestens 40 Menschen bei Tornados in Oklahoma und North Carolina umgekommen.

Die Unwetter folgen auf einen schneereichen Winter und einen nassen Frühling. Die Böden können kein Wasser mehr aufnehmen und die Wasserstände in den Flüssen sind bereits extrem hoch, erklären Reporter vor Ort.

Für die diesjährige Hurrikansaison von Juni bis Ende November sagen Meteorologen weitere Unwetter voraus. 15 starke Stürme würden das Festland der USA heimsuchen. Der private Wetterdienst WSI prognostiziert acht Orkane, davon mindestens vier der Stufe drei oder stärker auf der speziellen fünfstufigen Skala. Betroffen dürfte vor allem die Küste am Golf von Mexiko sein.

Präsident Obama hat also nach der dort gerade überwundenen Ölpest nun ein neues politisches Problem vor Augen. Vorerst jedoch sagt er nur: »Unsere Gedanken sind bei all jenen, die von dieser Verwüstung betroffen sind, und wir loben den heldenhaften Einsatz jener, die unermüdlich gegen die Folgen dieser Katastrophe gearbeitet haben.«

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