Cat Stevens / Yusuf
Kaleidoskop
(dpa/ND). Jetzt will er die alten Hits doch wieder singen. Jahrzehntelang hatte Yusuf alias Cat Stevens der Bühne und Songs wie »Morning has broken« den Rücken gekehrt. Bei der ersten Deutschlandtournee des auch umstrittenen Singer-Songwriters seit 35 Jahren brechen aber neue alte Zeiten an.
Plötzlich fängt der bärtige Mann auf dem Hotelsofa an zu trällern. »Moonshadow, moonshadow«, tönt es etwas piepsig aus seinem Mund. So singen seine Enkelkinder seine Hits, erzählt Yusuf – vor seiner Konvertierung zum Islam bekannt als Cat Stevens. »Sie alle lieben meine Songs.« Der 62-Jährige selbst dagegen wollte Jahrzehnte lang mit seinen großen Erfolgen wie »Wild World«, »Peace Train« oder »Father and Son« nichts mehr zu tun haben. Nun aber kehrt er zurück auf die Bühne: Nach 35 Jahren geht der Sänger erstmals wieder auf Deutschlandtournee – mit den Klassikern aus der Cat-Stevens-Zeit im Gepäck. Auftakt ist am 10. Mai in Hamburg, am 14. Mai gastiert er in Berlin.
Bei seinen insgesamt fünf Konzerten wird Yusuf einige neue und viele alte Songs spielen. Ein Umschwung, auf den seine Fans seit langem gehofft hatten. Wie kam es zu dieser Kehrtwende? »Es ist wie eine Ausstellung meines musikalischen Kaleidoskops, meines musikalischen Lebens«, sagt der Mann, der einer der wichtigsten Liedermacher der 60er und 70er Jahre war. Ohne die Anfänge, ist er inzwischen überzeugt, gehe es einfach nicht.
Da spricht einer, der angekommen scheint. »Mir ist es gelungen, Antworten auf ein paar meiner Fragen zu finden«, erzählt der Sänger, der so lange auf Sinnsuche war. Sein Glaube spielt für den Moslem eine herausragende Rolle. »Jetzt ist es an der Zeit, Brücken zu überqueren, Lücken zu füllen und Herzen zusammenzubringen«, betont Yusuf. »Und Musik kann das.«
Die Musik schafft es auch, den gläubigen Familienvater mit dem schillernden, weltberühmten Popstar von einst zu vereinen: Auf dem Konzertplakat steht der junge, verträumte Cat Stevens mit seiner wilden Lockenmähne einträchtig neben dem kurzhaarigen, langbärtigen Yusuf. Was für ein Bruch zwischen diesen beiden Aufnahmen liegt. Ende der 70er Jahre gibt der Publikumsliebling mit der markanten Stimme seine Weltkarriere auf. Seine Instrumente lässt er später versteigern.
Außerdem konvertiert Steven Demetre Georgiou – unter diesem Namen wird er als Sohn einer Schwedin und eines griechischen Zyprioten in London geboren – zum Islam und nennt sich Yusuf Islam. Große Teile seines Millionenvermögens gibt er fortan für humanitäre Zwecke aus. Nach den Höhenflügen als Superstar wollte er damals wieder auf den Boden kommen, erzählt der 62-Jährige über das jähe Karriereende. »Ich glaube, ich hätte das nicht tun können, während mein Kopf noch oben in den Wolken schwebte.«
Doch Yusuf sorgt auch für negatives Aufsehen. So wurde ihm 1989 nachgesagt, er hätte Khomeinis Mordaufruf gegen den Schriftsteller Salman Rushdie unterstützt. Später sagte der Sänger, er habe sich nur an einer Briefaktion gegen den Literaten beteiligt, äußerte in einem Interview jedoch die Meinung, Rushdie verdiene den Tod. Diese Äußerungen wiederum bezeichnet der Künstler heute auf seiner Webseite als missverstandenen »englischen Humor« und als nicht ernst gemeint.
Yusufs soziales Engagement ist allerdings unbestritten. So setzt er sich für die UNO oder in Irak ein und begrüßt ausdrücklich die aktuellen Freiheitsbestrebungen in arabischen Ländern. Die britische Regierung hat er angeblich in Sachen Extremismus beraten.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.