In Großbritannien nimmt der Sieger alles
Neues Wahlrecht hat beim heutigen Referendum kaum eine Chance
In der Wiege der modernen Demokratie gibt es noch immer kein gewähltes Staatsoberhaupt und ein veraltetes Mehrheitswahlsystem. Zumindest das soll sich heute mit einem Referendum ändern. Doch die Chancen für eine von den Liberaldemokraten angestrebte Wahlrechtsreform in Großbritannien sind nicht gut.
Das britische Mehrheitswahlrecht diskriminiert kleine Parteien, um stabile Mehrheitsregierungen im Lande zu sichern. Vor einem Jahr warf das Volk Gordon Browns Labour-Regierung hochkant hinaus, traute aber offenkundig auch der Tory-Opposition nicht. Es entstand eine Patt-Situation, die das alte Wahlrecht eigentlich verhindern sollte: Eine Koalitionsregierung wurde nötig. Als Bedingung für den Eintritt in Camerons rechte Regierung forderte und bekam das Häuflein der Liberalen die Volksabstimmung übers Wahlrecht – und musste dafür radikale Sozialkürzungen, eine höhere Mehrwertsteuer und die Verdreifachung der Studiengebühren schlucken.
Eine Änderung des Wahlsystems sollte den Anfang einer neuen Art von kooperativer Politik in Großbritannien einläuten, erklärte seinerzeit Vizepremier Nick Clegg, der Führer der Liberalen. Bisher wählen die Briten nach einem Mehrheitswahlrecht: Pro Wahlkreis kandidieren mehrere Kandidaten, wer die meiste...
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