Sterbende Schwäne für Nippon

Internationale Benefiz-Gala »Ballet Helps Japan« am Sonntag im Admiralspalast

  • Volkmar Draeger
  • Lesedauer: 3 Min.
Yumiko Takeshima und Raphael Coumes-Marquet
Yumiko Takeshima und Raphael Coumes-Marquet

Auch wenn die Botschaft vom Tod Osama bin Ladens die gesamte politische Berichterstattung auszuhebeln scheint: Wochen nach dem Erdbeben wird die Situation in den betroffenen Gebieten Japans noch immer als katastrophal geschildert. Nicht zu reden von den Folgen des Reaktorunglücks. Weltweit laufen deshalb Hilfsaktionen, auch das Ballett will da nicht abseits stehen. Erfreut sich doch jene europäisch-aristokratische Bühnenkunst in Japan größter Beliebtheit, wie die Einladungen westlicher Kompanien ins Land Nippon, der Zustrom japanischer Tänzer nach Europa und ihre rege Teilnahme an internationalen Wettbewerben zeigen.

Zu den umjubelten Stars zählt dort Vladimir Malakhov. Kein Wunder also, dass es ihm Ehre und Pflicht ist, mit seinen Möglichkeiten zu unterstützen. Auf die Idee einer europäischen Gala hat ihn Oleksi Bessmertni gebracht, Gründer und Direktor des TANZOLYMP. Auch sein Internationales Jugendtanzfestival Berlin lebt von Gemeinsamkeit, hat manchem Talent auf den Weg geholfen. Unter der künstlerischen Leitung von Malakhov sammeln sich am 8. Mai im Admiralspalast Solisten zur großen Charity-Gala: »Ballet Helps Japan« lautet das Motto, der Erlös der Tickets fließt den Erdbebenopfern zu. Japans Botschaft in der Bundesrepublik hat die Schirmherrschaft übernommen.

Lang ist die Liste derer, die ihre Mitwirkung zugesagt haben. Dass auch Gastgeber und Staatsballett-Intendant Malakhov tanzt, hier sein Solo »Der sterbende Schwan«, versteht sich. In Starbesetzung zu sehen gibt es ein Duett aus »Caravaggio«: mit Beatrice Knop und Leonard Jakovina. Das fulminante Duo »Herman Schmerman« zeigen Nadja Saidakova vom Staatsballett und der Ex-Forsythe-Tänzer Noah Gelber. Auch Ibrahim Önal tritt mit einer Gastballerina auf: als Don José mit »Carmen« Ueno Mizuka vom Tokyo Ballet. Aus Japan kommen zudem Ikue Shiga und Huang Kai vom Tokyo City Ballet mit dem Grand Pas de deux aus »Der Nussknacker« als Finale des zweigeteilten Programms. Neumeiers Hamburg Ballett schickt Anna Polikarpova, Ivan Urban und das Adagietto aus Mahlers 5. Sinfonie. Yumiko Takeshima und Raphael Coumes-Marquet vom Dresden SemperOper Ballett kommen mit David Dawsons »On the Nature of Daylight«.

Als Paradestück eines technisch furiosen Pas de deux steht das Liebesspiel von »Diana und Aktäon« aus »Esmeralda«, Kateryna Kukhar und Oleksandr Stoianov vom Ballett der Staatsoper Kiew präsentieren es. Eine Variation aus demselben Ballett hat Svitlana Biednenko vom Ballett der Staatsoper Donezk im Gepäck. Das Bolschoi-Ballett Moskau, vertreten mit dem Pas de deux aus »Giselle«, schickt mit Svetlana Lunkina und Dmitry Gudanov zwei seiner Stars. Auch das Ensemble vom Moskauer Stanislavski- und Nemirovich-Danchenko-Musiktheater nimmt teil: mit Kristina Kretova und, seit »Malakhov & Friends« in bester Erinnerung, Semen Chudin. Het Nationale Ballet Amsterdam, Hollands große klassische Kompanie, lässt Igone de Jongh und Alexander Zhembrovsky aus Hans van Manens »Trois Gnossiennes« tanzen; und auch das Bayerische Staatsballett München entsendet seine erste Garde: Lucia Lacarra, Marlon Dino mit Roland Petits Liebesduett aus der Oper »Thais«.

Wie weit gespannt der Begriff Tanz hier zu sehen ist, beweisen die Jugendtanzensembles »Arabesque« aus Moskau und »Ulybka« aus Ekaterinburg, beide Preisträger beim TANZOLYMP. Gold gewannen dort die Publikumslieblinge Anton und Stepan Kopilevich: Ihr argentinischer respektive jüdischer Tanz dürfte wiederum die Zuschauer begeistern. Nicht fehlen darf Constantine Allen, der Grand-Prix-Gewinner dieses Jahres, von der John Cranko-Schule Stuttgart; aus demselben Institut kommt mit einem modernen Beitrag Gustavo Echevarria wie ebenso aus der Akademie des Tanzes Mannheim Norma Lidia Magalhaes. Gegen Ende nochmals das Staatsballett Berlin: Elisa Carrillo Cabrera und Mikhail Kaniskin mit einer Kreation von Douglas Lee, Dinu Tamazlacaru mit seinem Jacques-Brel-Solo »Les Bourgeois«. Zivile Preise dennoch!

8. Mai, 19 Uhr, Admiralspalast, Friedrichstr. 101-102, Mitte, Kartentelefon: (030) 47 99 74 99

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