Flughafen zehn Minuten blockiert

10 000 Menschen demonstrierten in Schönefeld für ein generelles Nachflugverbot

  • Georg-Stefan Russew, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.

Erneut haben mehrere tausend Menschen am Sonnabendnachmittag in Schönefeld gegen die Lärmbelastung durch den künftigen Großflughafen BBI demonstriert. Erstmals wurde dabei auch die Flughafenzufahrt zum jetzigen Terminal auf der Bundesstraße 96a für zehn Minuten per Sitzblockade versperrt. Nach Veranstalterangaben waren rund 10 000 Menschen beteiligt.

Der Protestzug verteilte sich über eine Länge von etwa anderthalb Kilometern. Dabei skandierte die Menge: »Die Politik lässt uns im Regen stehen, darum werden wir nicht mehr weitergehen!« An solche Aktionen könnten sich Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit und Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (beide SPD) gleich gewöhnen, wenn die Forderung der Bevölkerung beispielsweise nach einem generellen Nachtflugverbot weiterhin mit Füßen getreten werde, erklärte Robert Nicolai von der veranstaltenden Bürgerinitiative »Schallschutz Rangsdorf«.

Die Anwohner des Airports werden zunehmend an die Wand gedrückt, klagte Martin Henkel von der Bürgerinitiative Zeuthen. Wirtschaftlichkeitsaspekte scheinen ihm das Leitmotiv für alle politischen Entscheidungen zu sein. Ein Minimalkonsens sei so noch nicht einmal in Sichtweite.

Zuerst habe die Fluggesellschaft Air Berlin erklärt, den Großflughafen als Drehkreuz nutzen zu wollen, dann habe die Flughafengesellschaft Umsteigeverkehr von und nach Asien angekündigt, sagte Nicolai. »Was dem Fass jetzt aber vollends den Boden ausschlägt, ist, dass der BBI auch noch zum Drehkreuz für Nord-Süd-Flüge werden soll.«

Heute kommt die Fluglärmkommission zu ihrer nächsten Sitzung zusammen. Ein Thema sollen die Starts von der Nordbahn sein. Der Potsdamer Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) will das Gremium dazu drängen, dass der vorgeschriebene Flugkorridor nach dem Start in Richtung Westen bis auf eine Höhe von etwa 3300 Meter festgeschrieben wird. Erst über Michendorf dürfe in Richtung Norden abgeknickt werden. So könnten Überflüge über Potsdam und Wannsee verhindert werden. Jakobs stimmte sich ab mit dem Landrat von Potsdam-Mittelmark, mit den Bürgermeistern von Teltow, Stahnsdorf und Kleinmachnow und dem Bürgermeister des Berliner Bezirks Steglitz-Zehlendorf.

Indes kündigten die Berliner Flughäfen an, dass wegen Bauarbeiten in den kommenden zwei Wochen Nachtflüge zum Flughafen Tegel verlegt werden. Bis zum 16. Mai werde der Flugbetrieb in Schönefeld von 0 bis 6 Uhr eingestellt. Grund seien Bauarbeiten für den neuen Airport.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.