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Musikalische Handarbeit

Hindi Zahra stellte im Lido ihr Album »Handmade« vor

  • Katja Eichholz
  • Lesedauer: 3 Min.
Musikalische Handarbeit

Es ist ein entspannt sommerlicher Mittwochabend vor dem Berliner Lido und ebenso entspannt wie international sind die Gäste an diesem Abend, die gekommen sind um sich das Konzert von Hindi Zahra anzuhören. Die marokkanisch-französische Sängerin ist samt fünfköpfiger Band auf Tour um ihr Debütalbum »Handmade«, 2010 beim Label Blue Note veröffentlicht, vorzustellen. Trotz ihres preisgekrönten Debüts, so hat sie für »Handmade« den französischen Musikpreis »Prix Constantin« und den »Victoires de la Musique« für das beste Weltmusikalbum gewonnen, ist Hindi Zahra hierzulande wohl eher noch ein Geheimtipp. Das Lido ist zwar voll, platzt aber nicht aus allen Nähten.


Pünktlich um 21.30 Uhr betritt Hindi Zahra die Bühne und besingt mit dem bittersüßen Song »Fascination« den Reiz des Begehrens. Es dauert nicht lange und die Stimmung unter den anwesenden Zuhörern ist großartig, es wird mitgeklatscht und gejubelt. Die Musikerin mit den langen schwarzen Haare und dem charmant altmodischen Outfit verstrahlt eine hypnotische Aura, derer man sich schwer entziehen kann. Ein begeistertes Mädchen in den hinteren Reihen bringt es auf den Punkt, sie ruft, für den ganzen Saal hörbar, »I love you«. Zahras Stimme ist vielschichtig – weich und zärtlich, aber auch kräftig und brüchig. Die Anleihen für ihre Musik sind weit gefächert, von Jazz über orientalisch anmutende Stücke singt Hindi Zahra an diesem Abend auch bluesig bis rockig. Letzteres Lieder, die ihren Gesang, der viele an Billie Holiday erinnert, noch mal in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen.


Die musikalischen Wurzeln Nordafrikas der 1979 im marokkanischen Khouribga als Zarah Hindi geborenen und aufgewachsenen Sängerin prägen ebenso ihre Musik, wie der Chanson Frankreichs wo sie seit ihrem 15. Lebensjahr wohnt. Zahras Lieder erzählen von Begehren, von der Schönheit des Augenblickes, von Verantwortung und den Wirrungen der Liebe. Der angenehm fehlende Pathos ihrer Texte unterstreicht diese in ihrer Wirkung.

Schon früh hat die Tochter einer marokkanischen Sängerin und eines Franzosen mit dem Singen begonnen. Zunächst als Backgroundsängerin in Hip Hop-Bands, mit Mitte zwanzig dann begann sie mit der Produktion ihrer eigenen Stücke. »Handmade« ist in Eigenregie entstanden und produziert, alle Texte sind selbst geschrieben. Zahra ist Autodidaktin, in Interviews betont sie die Verantwortung für die musikalische Tradition. Das erklärt die vergleichsweise späte Veröffentlichung ihres Debütalbums im Alter von 30 Jahren. »Was lange währt, wird gut«, möchte man meinen.

Zahra präsentierte auf der Bühne gereifte Stücke größter musikalischer Bandbreite, deren Dreh- und Angelpunkt jedoch der Jazz ist, der für Zahra »kreativer Freiheit« gleichkommt. Die bunte Welt ihrer Musik ist für sie ein märchenhafter Weg, um überall Anschluss zu finden, wie sie in einem Interview betonte.

In jedem Augenblick war die Präsenz der Musikerin spürbar, mal ruhig, fast in sich versunken, dann wiederum von mitreißendem Temperament. Zahra, die Solokünstlerin, räumt ihren Mitmusikern viel Raum ein: lange Solos zwischen den Liedern, während derer sie sich zurücknimmt. Zahra verabschiedete sich mit einer sanften Ballade an der Gitarre und den Worten, dass die Musik sie jeden Tag aufs Neue heilt. Ein schöner Abschluss für ein gelungenes Konzert und glückliche alte und neue Fans, wie die Gesichter der gut gelaunten Besucher am Ausgang verraten.


Hindi Zahra im Netz und zum Anhören:

www.hindi-zahra.com

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