Naturschutz in der Warteschleife

Umweltverbände veröffentlichen zur Abgeordnetenhauswahl 11-Punkte-Plan

  • Sonja Vogel
  • Lesedauer: 2 Min.

Gestern stellten Umweltorganisationen in Berlin einen 11-Punkte-Plan zur Naturschutzpolitik vor. Bereits vor der Ausarbeitung der Wahlprogramme hatten die Verbände diesen den Parteien zukommen lassen. Gehört haben sie seitdem nichts mehr davon. »Wann immer es konkret wird, muss der Umweltschutz weichen«, kritisierte der Landesgeschäftsführer der Grünen Liga, Stefan Richter.

In Berlin ist der Umweltschutz geregelt. 20 Prozent der Stadtfläche müssen demnach als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen werden. 13 sind es bisher. 3 Prozent der Fläche sollen zum Naturschutzgebiet erklärt werden. »Selbst dieses Ziel erreichen wir nicht«, sagt Torsten Hauschild vom Naturschutzbund (NABU).

Eine große Herausforderung ist der Erhalt von Grünflächen. Da Bauland rar ist, führt die zunehmende Verdichtung zu Nutzungskonflikten. Meist werden sie auf Kosten der Natur gelöst. Rund 10 000 Straßenbäume mussten in den letzten Jahren Bauvorhaben weichen. Zwar hatte sich das Abgeordnetenhaus 2006 verpflichtet, bis zum Jahr 2030 die Versiegelungen lebender Böden nur noch bei gleichzeitiger Öffnung von Baugrund zuzulassen. »Es gibt aber keine Tendenz zu einem geringeren Flächenverbrauch«, so Hauschild. Bisher liegt der um das drei bis vierfache höher als vorgesehen. »Auch bei den großen Straßenbauvorhaben wie der A 100 werden die verbrauchten Flächen nicht ersetzt«, sagt Stefan Richter.

Nicht alles ist negativ. Die Erschließung des Flughafengeländes Tempelhof als Grünfläche ist ein Erfolg. Trotz der Öffnung des Areals für Besucher brütet hier die größte Population bedrohter Feldlerchen. Dies beweist, dass es möglich ist, einen innerstädtischen Erholungsraum mit Rücksicht auf Artenschutz und Ökologie einzurichten. Um diesen Trend fortzusetzen, fordern die Verbände die Aufstockung von Geldern und Personal für die zuständigen Institutionen. Hauschild schätzt, dass die Grünflächenämter mit einem Budget wirtschaften, das nicht einmal 60 Prozent der Grundpflege abdecke. »Es hapert an der Umsetzung«, erklärt Manfred Schubert von der Berliner Landesgemeinschaft Natur (BLN). Zwar würden ausreichend Konzepte entwickelt. »Aufgrund der finanziellen Enge aber werden sie nicht verwirklicht.« So stehen Schutzgebiete wie der Köpenicker Forst seit Jahren zur Ausweisung in der Warteschleife.

»Wir fordern keine utopischen Dinge«, betont Hauschild. »Wir wollen, dass die gesetzlichen Vorgaben umgesetzt werden.« Umso enttäuschender ist für die Umweltverbände, dass ihre Vorschläge von den Parteien nicht aufgegriffen wurden. Dabei sei die Hauptstadt als grüne Metropole bekannt. Und sie könne immer noch eine Modellstadt für Naturschutz werden, hofft Hartwig Berger vom Ökowerk.

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