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Zyniker
Lars von Trier ist »persona non grata« in Cannes – wegen pronazistischer Sprüche
Das Festival Cannes hat ihn hinausgeworfen, seine verharmlosenden Äußerungen zu Hitler machten ihn dort zur »persona non grata«. Lars von Trier begründete die Dogma-Film»schule« des radikal reinen, technisch unaufwendigen Films, und er war immer ein fröhlicher Zyniker – er forderte den Tod Ingmar Bergmans, das sei das Förderlichste für seine Karriere. Das Stockholmer Nobelpreiskomitee nannte er eine »Sekte vertrockneter Säcke«. Seine Filme sind schwingende Melodramen (»Breaking the Waves«) oder rabiate Schocker, gedreht in Schüben finsterster Obsession (»Antichrist«)
Geboren wurde er 1957 in Kopenhagen. Ohne »von« im Nachnamen, das gab er sich später selber (selbstbewusste Erhebung in Richtung seiner Regie-Vorbilder Eric von Stroheim und Josef von Sternberg). Redete er jetzt in Cannes merkwürdig schief von seinen deutschen Wurzeln und vergriff sich im Ton, so behauptete er früher, er sei Sohn aus einer »kommunistischen Nudistenfamilie«. Immer dieser Gegensatz von Fürsorglichkeit eines Familienvaters und der nervösen, unbedenklichen Natur des rabaukenden Gauklers. Es passt zu ihm, dass der Überschwang der Arbeitslust sich oft genug im gefährlich Depressiven verfing, oder dass er Bayreuth als »Ring«-Regisseur zusagte, um wieder abzuspringen. Er attackierte Nicole Kidman als »unerträgliche Diva, der ich keinen Tag meines Lebens zum Fraß vorwerfe« – um dann einen seiner größten Filme mit ihr zu drehen, »Dogville«.
Mit Cannes wandte sich ein Festival von ihm ab, das ihm die Goldene Palme gab, für das Musical »Dancer in the Dark«; aber auch hier: während der Dreharbeiten entnervende Psychoduelle mit Islands Popkönigin Björk.
Der Regisseur liebt Reisen im Wohnmobil, Deutschland spielt in seinem Sinneshaushalt eine große Rolle: »Europa« (sein Durchbruch), der Studentenfilm »Bilder der Befreiung« – Werke, die im Nachkriegsdeutschland spielen und aus dem Bizarren aller Zerstörungen expressionistische Wucht beziehen. Er mag Bayerns König Ludwig und benannte eines seiner vier Kinder nach ihm. Der Film »Element of Crime« huldigt der Ästhetik eines Fritz Lang. Der vor Hitler floh.
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